Das V. Capittel.

Von denen Ursachen / warumb die Hexen zu ihren Versamlungen fahren müssen.

Bißhero zur Gnüge von denen Mitteln / womit sich die Hexen etwann sollen zum Blocks-Berge in ihre Fahrt finden; Jetzt folget die Bedeutung: Was es gleichsam zu bedeuten habe / oder auß was Ursachen die Hexen solche Fahrt verrichten müssen? Darauff wird berichtet / daß sie allezeit und allenthalben fast einerley beginnen und fürhaben: Nemlich


§I.B ancketieren.

§II.R elationes erwarten.

§III.O fferiret neu Pulver bekommen.

§IV.K üssen.

§V.S pringen.

§VI.B uhlen.

§VII.E rzehlen ihre Thaten.

§VIII.R epetiren das Homagium.

§IX.G ottes-Lästern.


Ehe wir aber ein jegliches absonderlich abhandeln / wollen wir vorher etwas von allen [313] in gemein melden / auß dem Bodino, der also schreibet: Es ist nicht sehr lang / daß in dem Lande zu Maime viel verbrent worden / welche bekant / daß sie zu Nacht auch zum Hexen-Sabbat fahren / und eben solche erzehlete ungeheure Stück volbrächten: Wie dann der Obrigkeit Gerichts-Bücher gantz neulicher Zeit / mit solchen fremden Vrgichten sind erfüllet / und die Process an vielen Enden hin unn wieder verschicket worden.1 Derohalben ich dann / demnach es kundbare Sachen sind / desto kürtzer alhier die Handlung wil abbrechen: Sintemahl bey gedachter exequirung nicht viel weniger dann dreyssig Zauberer gewesen / da je einer den andern auß Neid verklaget gehabt; und Aller Vrgichten hierinne übereinstimmet / daß sie pflegten leiblich vertragen zu werden / und den Teuffel / nachdem sie GOTT verleugnet und verschworen / anzubeten / unn ihre gewönliche Täntze zu halten. Auch sind beyhanden die Process mit den Hexin zu Valerich in Sovoy erst neulich im 1574. Jahr fürgenommen / darauß Lambertus Danæus einen weitläufftigen Extract in seinem Buch vom Hexn-Werck hat gezogen / in welchen zuersehen / wie ihm der Teuffel allenthalbē selbst gleich ist. Dann in dem / so die Hexin zu Valerich bekant / und sich durch entgegen stellung oder Confrontation gegen einander gestanden / siehet man wie sie mit andern zutreffen /[314] von leiblicher Wegfahrt allein auff einen Stecken ungeschmieret / von Verschwerung GOTTES /von Anruffen deß Teuffels / von Tantzen / von Gastereyen / von Küssen deß Vieh-gestalten Satans an verschamten Enden / von der Pflicht alles böses anzustifften / und von den Gifftpulverlein / die er einē jeden gebe / und wie eine dreissig Jahr solch Teuffelisch Handwerck getrieben. Jedoch mag der unsaubere Geist nit stets den Thieren gleich seyn / sondern bißweilē erzeiget er sich wie ein Mensch doch sehr sckwartz und scheußlich. Reimweise hat es der Leser auch im folgenden zu lesen:


Sieh wie die teufflisch Hexen-Rott /

Nachdem sie hat verläugnet GOTT /

Gantz schrecklich bey nächtlicher Zeit /

Suchet hie ein elende Freud /

Bald auff ein Berg bald in ein Thal /

In öden Oertern überal /

Da ihn der Teuffel samt den seinen /

So schrecklich scheußlich thut erscheinen.

Daß man sich billich fürchten solt /

Vnd solchem Spiel werden abhold.

Seind ihr doch viel / ja gantze Schaaren /

So ungestüm zusammen fahren /

Etlich auff Gabeln in der Lufft /

Fahren über hohe Berg und Klufft /

Andre kommen daher auff Drachen /[315]

Etlich auff Bock sich reitend machen /

Ein die Ander lockt herbey /

Da man sie lehrt die Zauberey /

Diese lehrt das Gifft bereiten /

Ein andere viel Zeichen deuten /

Etliche bringen zu die Nacht /

Mit fressen / sauffen über Macht.

Ja andere seyn so gar verrucht /

Treiben mit dem Teuffel Unzucht.

Die Ubrigen sind bey dem Reyen /

Und sich mit Tantzen thun erfreuen.

Bey ihnen auch stetig auffwart /

Scheußlicher Thier mancherley Art /

Als Katzen / Schlangen / Kröten und Eul /

So machen ein schrecklich geheul.

Solchs ist ihr Lust / biß sie nach Jahren /

Zur Höllen mit dem Teuffel fahren.


Bißhieher der Anonymus; in folgenden redet der fürnehme Poët Clajus.


Böckereiten / Gabelfahrn / Unzucht-Tantze / Adlers- Klauen /

Bärentatzen / Läwenmähn / Teuffels-Larven sind zu schauen.

Sehet wie die Königin / gelben Gifft zum Fest muß kochen /

Und das alte Hexen-Volck / zeiget kleiner Kinder Knochen.

Schrecket nicht den Bauersmann / Paucken-Brummen / Mordgetümmel /

Eulen-Augen / Krötenzucht / Schlangen-Zischen / Wurm-Gewimmel?[316]

Pfuy ihr tollen Sterblichen! lasset euch nicht so bethören /

Wer einmahl kombt in die Höl / der kan nimmer wiederkehren.


Quelle:
Praetorius, Johannes: Blockes-Berges Verrichtung. Leipzig, Frankfurt 1669, S. 313-317.
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