|
[278] Herr des höchsten Himmels-Throns,
Band des Vaters und des Sohns,
Freuden-Quelle der Betrübten,
Feuer der in dich Verliebten,
Hochgelobet und gepreyst
Sey dein' Ankunfft, Heilger Geist.
Unser Heyl zog Himmel ein;
Mit wie schwerer Hertzens-Pein
Wir sein' Auffahrt angesehen,
Must' er selber uns gestehen,
Da er uns den Trost einsprach,
Daß du ihm soltst folgen nach.
Ach, wie treu hält er sein Wort!
Kaum sind zehen Tage fort,[278]
Wie ein starker Wind entstehet,
Der dir, sanffter West, vorgehet,
Und du in der Flammen Bild
Seine Diener hast erfüllt.
Feurig war die Seul bei Nacht,
Die Israel hat bewacht,
Feurig war Elias Wagen,
So ward Gott selbst angetragen,
Feurig ist so ins gemein,
Wenn was göttlich gantz soll seyn.
Und wie wol gleicht dir die Glut,
Sie ist, die belebt das Blut,
Unsre Geister mehrt und nehret,
All' Unsauberkeit verzehret
Und für Unlust, Müß' und Kält
Trieb und Muth in uns erhält.
Schön trifft dieses mit dir ein!
Wer macht unser' Hertzen rein,
Wer erwärmt der Seelen Geister,
Als du, o der Seelen Meister,
Und wer regt uns immerzu,
Daß wir thätig sind, als du?
Denk, wie der Apostel Chor
Sich durch dich fort that hervor;
Sachen, die sie nie gehöret,
Sprachen, die sie nie gelehret,
Thaten, die gesehen nie,
Sah und hörte man durch sie.
Thu an mir, gottreiche Brunst,
Thu an mir auch diese Gunst,
Zünd' in mir an deine Flammen,
Sie, der wahren Andacht Ammen,
Und mach, daß dein Geist allein
Meines Geistes Trieb mag sein.
[279]
Saubre mich von meinem Wust,
Aller Welt- und Fleisches Lust,
Gib mir eine reine Seele,
Mit der sich ihr Heil vermähle
Und erwärm mich, wenn ichs kalt
Oder laulicht mit dir halt.
Öffne mir die Gnaden-Schätz,
Daß ich lerne dein Gesetz,
Dein Gesetz der Huld und Güte;
Fülle hievon mein Gemüthe,
Sinne, Willen und Begier,
Daß ich trunken sey von dir.
Wenn ich auch zuletzt erkalt
Und den Othem kaum mehr halt,
Ach, so laß mich Glauben halten
Und in Jesu nicht erkalten,
Und entzieh durch deßen Blut
Mich der ewgen Höllen-Glut.
Buchempfehlung
»Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen.« Adolph Freiherr von Knigge
276 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro