[Die Gestalten meiner Lieben]

[283] Die Gestalten meiner Lieben,

Aufgelöst in goldnen Duft,

Weil in Staub die Leiber stieben,

Die Gestalten sind geblieben

Um mich schwebend in der Luft.
[283]

Die Gestalten meiner Lieben

Lassen sich vom Hauch der Luft

In Gebilde nach Belieben

Wechselnd so zusammenschieben,

Wie der Nebel aus der Schluft.


Die Gestalten meiner Lieben,

Schwebend über ihrer Gruft,

Von des Windes Hauch getrieben

Nirgend sind sie fern geblieben,

Wo sie meine Sehnsucht ruft.

Quelle:
Friedrich Rückert: Kindertodtenlieder aus seinem Nachlasse, Frankfurt a.M. 1872, S. 283-284.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Kindertodtenlieder
Kindertodtenlieder
Kindertodtenlieder
Kindertodtenlieder und andere Texte des Jahres 1834