An den Herrn Generalleutenant von Buddenbrook, bey Uebersendung einiger heroischen Oden

[81] Der du den Kriegesgeist in der Geschichte liebest

Und in der Poesie;

Und Deutsche Redlichkeit bey Welscher Klugheit übest,

(Die schwerste Harmonie!)
[82]

Empfiehl, o Buddenbrook, mir nicht die Heldensöhne

Von Sparta, Rom, Athen;

Verlange nicht durch mich auf väterlicher Scene

Dein Lieblingsvolk zu sehn.


Ein Dichter, unerlöst von fremder Sorge, singet

Ein leichteres Gedicht;

Kornelljens Diadem, Voltärens Kranz erringet

Der müde Kämpfer nicht.


Als Ludwigs Maler sich des jüngern Ammons Züge

Durch Kodomannus Land

(Dem stolzen Gallier ein Vorbild eigner Siege!)

Zu schildern unterwand:
[83]

Da richtete sein Arm nicht Fechter ab, nicht Schützen,

Erzog nicht Ross und Mann;

Denn Künste dieser Art, wie sehr sie Kriegern nützen,

Stehn taufend Händen an.


Und hätte sein Geschick ihm dieses Loos beschieden:

Dann hätt' er aus der Schlacht

Am Granikus uns nicht den grossen Philippiden

Bis Babylon gebracht. –


Freund deines Königes, nimm kleine Siegeslieder,

Nimm, was ich geben kann,

Ein Opfer Friederichs und seiner tapfern Brüder,

Mein achtes Lustrum an!


Quelle:
Karl Wilhelm Ramler: Oden, Berlin 21768, S. 81-84.
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Oden
Karl Wilhelm Ramlers Poëtische Werke: Th. Vermischte Gedichte. Zwanzig Oden Aus Dem Horaz. Lesearten Der Ausgabe Vom Jahre 1772. Anmerkungen. Ramlers Leben (German Edition)