|
[181] »Ne, Schröder, 't geiht nich!« seggt de Schult,
»Ne, Vadder, glöw du mi,
Wenn so en jeder reden wullt,
Denn wir't all längst vörbi.
De Obrig- un de Geistlichkeit,
De möst du stets spektieren,
Un mit din oll Rebelligkeit
Deihst di blot rungenieren.
›Schult‹, säd uns' Herr Pastur tau mi,
›Wir müssen's auferhalten
Un gegen Demokrateri
Aufstehen for dem Alten;
'ne Stärkung for Regierung sein
Un for den hohen Adel:
Un nie un nie nich fall uns ein,
Zu prätendieren Tadel.‹
›Herr Paster‹, säd ick, ›Herr Pastur,
Ick mit min Fru un Kinner
Un mit min ganzes Infentur,
Wi meinen't so nich minner.‹
So möt dat bliwen, möt dat sin,
Süs kann't nich assistieren!«
Un bost sick in 'ne Wut herin
Un spuckt un deiht handtieren.
[181]
Un kikt oll Schrödern gnittig an,
As künn hei'n gliksten wörgen,
As wir all rip sin Vaddermann
För Däms un för Dreibergen.
Dunn kümmt herin sin Ossenknecht:
»Schult, unsen schönen Weiten,
Den'n heww'n de wilden Swin mal recht
Dalrangt – 'ne Schan'n tau heiten!«
»Wat?« röppt de Schult, »de wilden Swin?
Dat möt de Düwel halen!
Un dat will 'ne Regierung sin?
Dorför säl'n wi betahlen?
Ick will doch glik taum Preister hen
Un will den Preister fragen –
Min schöne Weiten as 'ne Denn!
Ick will dat Amt verklagen!«
De Schult, de löppt, bald is hei t'rügg
Un kratzt sick achter't Uhr,
Oll Schröder grint: »Gevadder, segg,
Wat säd de Herr Pastur?«
»Gevadder«, seggt de Schult un kratzt
Noch düller as vörher,
»Bi den'n is ok wat rinner platzt,
Kamm ok wat in de Quer:
De Eddelmann möt alle Johr
Ein fettes Swin em bringen,
So'n richtig Hauptswin, grot un swor
Un fett vör allen Dingen.
[182]
Wat deiht nu uns' gaud Eddelmann?
Hei schickt 'ne olle Säg,
De't Fauder nich mihr biten kann
Un ok kein Fauder kreg.
Nu schellt de Preister gruglich hüt,
Schimpt up den Eddelmann
Un flucht up all de Eddellüd –
Dat heit, up geistlich man.«
Dunn steiht oll Schröder sacht tau Höcht.
»Na, makt Jug nich taum Naren!
Heww ick nich recht? – Wat heww ick seggt?
Möt't denn nich anders warden?«
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro