Letztes Wort an eine Spröde


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[290]


[290] Wie ich bettle und weine –

Es ist lächerlich.

Schließe deine Beine! –

Ich liebe dich.


Schließe deine Säume

Oben und unten am Rock.

Was ich von dir träume,

Träumt ein Bock.


Sage: Ich sei zu dreist.

Zieh ein beleidigtes Gesicht.

Was »Ich liebe dich« heißt,

Weiß ich nicht.


Zeige von deinen Beinen

Nur die Konturen kokett.

Gehe mit einem gemeinen,

Feschen Heiratsschwindler zu Bett.


Finde ich unten im Hafen

Heute ein hurendes Kind,

Will ich bei ihr schlafen;

Bis wir fertig sind.


Dann: – die Türe klinket

Leise auf und leise zu.

Und die Hure winket –

Glücklicher als du.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 290-291.
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