Maler und Tierfreund

[280] Ich hatte eine Landschaft in Öl gemalt,

Und sie gefiel mir sehr:

Ein blauer Himmel, aus dem die Sonne wie Wonne strahlt,

Und darunter weites, ruhiges, grünes Meer.

»Einsame Sehnsucht.«


Danach fuhr ich irgendwo hin,

Um einen kleinen Affen zu erwerben,

Weil ich ein Tierfreund bin.

Aber was einem die Tiere nicht alles verderben.


Wieder zu Haus, stieß ich aus einen Schrei,

Denn mein Bild war verhext.

Erstens hatte mein Papagei

Etwas Groteskes ins Meer gekleckst,

Und das geradezu künstlerisch kühn.

Aber das Wasser selber war abgeleckt

Von meinem Wolfshund. Der lag vom Schweinfurter Grün

Vergiftet am Boden, verreckt.


In den Himmel hatte sich eine Fliege geklebt,

Und zwar mit dem Rücken.

Die strampelte, wie man, wenn man Großes erlebt,

Mit den Beinen strampelt vor lauter Entzücken.
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Und offenbar nicht minder beglückt

In ihrer Nähe

Hing auch mein Laubfrosch ans Bild angedrückt

Und tat so, als ob er die Fliege nicht sähe.


Da wollte mein Affe mit lautem Geschrei – – –

Doch ich band ihn fest. Und lächelte dann.

Wie gut, daß man bei der Ölmalerei

Alles noch übermalen kann.


Mit Phantasie das Gegebne fixiert –

Genie und Farbe und Lichter dick aufgetragen –

Schwarz, Weiß, Rot, Ocker mutig darüber geschmiert – – –

Ein schönes Bild, muß ich selber sagen,

»Mein Selbstporträt«.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 280-281.
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