Rheinkähne

[393] Den Rhein durchgleiten die großen

Kähne. Breit und flach.

Es sitzen zwei Badehosen

Auf dem hintersten Dach.


In diesen Hosen stecken

Zwei Männer, nackt und braun.

Die lieben das Tempo der Schnecken

Und schimpfen auf ihre Fraun.

Und mustern die fremden Weiber,

Die strandlängs promeniern.

Glauben doch oft nackte Leiber,

Daß sie an sich imponieren.


Wie ausgetretene Schuhe

Sind diese Kähne. Hat jeder Kahn

Solch friedlich häusliche Ruhe,[393]

Hat keiner das Getue

Der preußischen Eisenbahn.


In jedem Kinderwagen

Am Strande rollt ein Kind.

Keins dieser Kinder wird fragen,

Was Schleppkähne sind.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 393-394.
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