Daddeldus Lied an die feste Braut

[102] Lat man goot sin, lütte seute Marie.

Mi no ssavi!

Ich habe deine Photographie

In der Meditteriniensi

Weit draußen auf dem Meere

Damals verloren,

Als ich bei den Azoren

Mit der Bulldog beinah versoffen wäre. –


Bulldog aheu!


Swiethart! Manilahaariges Kitty-Anny-Pipi –

Oder wie du heißt –

Bulldog aheu!

Bei Jesus Chreist

Ich war – seit Konstantinopel – dir immer treu.


Scheek hends! Ehrlich und offen:

Ich bin gar nicht besoffen.


Giff öss e Whisky, du, ach du! Jesus Chreist!


Skool! bleddi Sanofebitsch – Ohne Spott:

Ich glaube, dich hat der liebe Gott[102]

An einem Sonntag zusammengespleißt.

Weißt du, was du bist: Weißt?

Hör mich einmal ernsthaft auf mich.

Du – du bist – mein zweites Ich.

Du mußt mir mal deinen Namen ausbuchstabieren,

Hein soll mir das auf den Arm tätowieren.


Mary, mach mal deinem Daddeldu

Die Hosentür zu.


Ich habe noch immer die graue Salbe von dir,

Das ist ganz egal; das ist auch ein Souvenir.

Wer mir die Salbe nimmt –

Ich bin der gutmütigste Kerl, glaub es mir;

Ich habe noch keinem Catfisch ein Haar gekrümmt –

Wenn ich zurück bin aus Schangei,

Wie Gott will hoffen, –

Wer mir die Salbe nimmt,

Dem hau ik die Kiemen entzwei.


Bulldog aheu! Ich bin nicht besoffen.

Wirklich nicht!

Wirklich nicht!

Wer mir die Salbe krümmt,

Dem renn ich die Klüsen dicht. –

Komm her, Deesy, wir schlagen die Bulldog entzwei.

Wenn ich aus Kiatschu, Kiatschau –

Porko dio Madonna! –

Mary, du alte Sau,

Wer dir die Salbe stiehlt aus Schangei,

Der wird einmal Kapitän Daddeldus Frau.

Quelle:
Joachim Ringelnatz: Das Gesamtwerk in sieben Bänden. Band 1: Gedichte, Zürich 1994, S. 102-103.
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Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

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