Das Vierzehnde Katechismus-Lied, Uber den Andern Artikul unseres Christlichen Glaubens:

Ich gläube an Jesum Christum, seinen Eingebohrnen Sohn, unseren Herren

[300] Dieses kan gesungen werden nach der Melodie des schönen Kirchen-Liedes: Herr Christ, der Einige Gottes Sohn, u.s.w.


1.

Last uns mit Ernst betrachten

Den Grund der Seligkeit

Und überaus hoch achten

Den, der uns hat befreit

Von Sünden, Tod und Höllen,

Der sterbend auch zu fellen

Den Satan stund bereit.


2.

Der Jesus ward genennet,

Als Er empfangen ist,

Der wird von uns bekennet,

Daß Er sei Jesus Christ,

Der uns macht frei von Sünden

Und läst die Seel empfinden

Viel Trosts zur jeden Frist.


3.

Es solte Christus heissen

Der Heiland aller Welt

Und Satans Reich zerreissen

Bald als ein tapfrer Held,

Das Höllenschloß zerstören,

Dadurch den Himmel mehren,

Ja thun, was ihm gefält.


4.

Es solte Jesus wehren

Der Sünd' und Missethat,

Gerechtigkeit bescheren

Und als des Vatters Raht

Im Sieg den Tod verschlingen,

Auch alles wiederbringen,

Was man verlohren hat.


5.

Von Gott ist Ihm gegeben

Der Zepter in die Hand,

Sein Königreich daneben,

Daß Er in solchem Stand'

Uns Geistlich sol regieren

Und durch sein Leiden führen

Ins wahre Freüdenland.


6.

Er ist von Gott erkohren

Zum Hohenpriesterthum:

Er selbst hat Ihm geschwohren,

Daß Er mit grossem Ruhm'

Ein solches Amt bedienen

Und ewiglich sol grünen

Als Sarons schönste Bluhm'.


7.

Er wird auch HERR genennet,

Dem alles unterthan,

Wodurch man frei bekennet,

Das Er ohn' eitlen Wahn

Auch Gott sei nach dem Wesen,

Durch den wir blos genesen

In dieser Unglüksbahn.


8.

Mus doch die Schrift bezeügen,

Das Er Jehovah heist,

Dem alle Knie sich beügen,

Den alle Welt hoch preist,

Ja dem von allen Zungen

Wird Ehr' und Dank gesungen,

So weit die Sonne reist.
[300]

9.

Sein Stuhl mus ewig tauren,

Sein Zepter stehet fest

Samt Zions starken Mauren;

Er ist aufs allerbest

Mit Freüdenöhl gezieret,

Hoch ist Er aufgeführet,

Der nie sein Volk verläst.


10.

Ist Gott nun offenbahret

Im Fleisch, so glauben wir,

Das der, so uns bewahret,

Ja segnet für und für,

Sei Gott und Mensch zu nennen:

Es lassen sich nicht trennen

Der Gott und Mensch allhier.


11.

Durch Jesum ist bereitet

Die Welt, ja Jesus hat

Den Himmel ausgebreitet,

Es ist durch Jesus Raht

Der Engel Heer erschaffen,

Ein Heer, das ohne Waffen

Oft grosse Wunder that.


12.

Er, Jesus, kan erwekken

Die Todten kräftiglich,

Er weis ein Ziel zu stekken

Dem stärksten Wühterich,

Er prüfet Hertz und Nieren,

Wil die zum Himmel führen,

Die selbst verläugnet sich.


13.

Last uns zusammen treten,

Des Allerhöchsten Sohn

In Demuht anzubehten,

Den Ihm' ist ja die Krohn'

Und Ehr' und Macht gegeben;

Gib, Herr, nach disem Leben

Auch uns den Gnadenlohn.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 2, Hildesheim 1964, S. 300-301.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Chamisso, Adelbert von

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

Peter Schlemihls wundersame Geschichte

In elf Briefen erzählt Peter Schlemihl die wundersame Geschichte wie er einem Mann begegnet, der ihm für viel Geld seinen Schatten abkauft. Erst als es zu spät ist, bemerkt Peter wie wichtig ihm der nutzlos geglaubte Schatten in der Gesellschaft ist. Er verliert sein Ansehen und seine Liebe trotz seines vielen Geldes. Doch Fortuna wendet sich ihm wieder zu.

56 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon