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Wegen seiner grossen Allmacht und Barmhertzigkeit.
1.
Von Gnade wil ich singen
Des Herren ewiglich
Vnd meine Stimm erschwingen,
O Gott, zu preisen dich.
Mein schwacher Mund sol sagen
Mit grossem Wolbehagen,
Wie deine Güt und Treu
Ohn End' und Wandel sey.
2.
Der Himmel sol erweisen
Die Wunder deiner Händ'
Und deine Warheit preisen
Biß an der Welt jhr End'.
Herr, wer ist dir zu gleichen?
Wer kan dein Lob erreichen?
Wer gibt dir etwas zu?
Wer ist so starck wie du?
3.
Wie herrlich läst du sehen
Dein' über-grosse Macht
Vor denen, die da stehen
Als Zeugen deiner Pracht.
Du stillest Meer und Wellen,
Wenn sie sich grausam stellen,
Ja durch den starcken Lauff
Schier schwingen Himmel-auff.
4.
Herr, du hast lassen werden
Das blaue Sternen-Dach;
Du hast gemacht die Erden,
Der Menschen Schlaff-Gemach.
Dein' Hand ist starck und mächtig,
Dein Nahm' ist groß und prächtig,
Dein' Herrligkeit und Zier,
Die pranget für und für.
5.
O wol dem Volck' im Lande,
Das freudig jauchtzen kan
Und im erwünschten Stande
Dich lieblich schauen an!
Diß Volck wird sich mit Treuen
In deinem Liecht' erfreuen,
Auch wird sein Mund allein'
In dir, Herr, frölich seyn.
[206]
6.
Nun du bist jhre Stärcke,
Du Held in Israel;
Sie rühmen deine Wercke,
Den Armen hilffst du schnell.
Du wirst jhr Horn erhöhen
Und sie mit Güt' ansehen.
Ich weis, du bist sehr mild,
O Zions güldner Schild!
7.
Du bist von langen Zeiten
Doch unser Fürst' und Gott.
Du pflegst für uns zu streiten,
Du starcker Zebaoth.
Du kanst den Feind so trennen,
Daß wir dein Allmacht kennen
Und ruffen auff dem Plan:
Der Herr hat diß gethan.
8.
Du lässest Brunnen quellen
Und tausend Bächlein gehn;
Bald müssen sie sich schnellen,
Bald wiedrumb stille stehn.
Du lässest richtig lauffen
Den Mond und seinen Hauffen,
So bald die schwartze Nacht
Die Sonn' hinweg gebracht.
9.
Du läst den Frühling kommen,
So bald das grosse Liecht
Der Erden hat benommen
Ihr dürres Angesicht.
Du läst die Ströhme brausen,
Du läst die Wellen sausen,
So offt das grosse Meer
Laufft schrecklich hin und her.
10.
Kompt her von allen Enden,
Kompt her in schneller Eyl'
Und jauchtzet Gott mit Händen,
Frolocket unserm Heyl.
Ermuntert euch, jhr Frommen,
Vor sein Gesicht zu kommen.
Sein ist und bleibet das,
Was trocken heist und naß.
11.
Kompt, lasst uns nieder knien
Vor seiner Majestat,
Die uns den Leib verliehen,
Die Seel' ertheilet hat,
Daß sie gepriesen werde
Von Schafen jhrer Heerde,
Die sie so hertzlich liebt,
Ja Gut und Leben gibt.
12.
Ihr Völcker, kompt mit Springen,
Kompt her in gutem Fried
Und helfft dem Herren singen
Ein köstlichs Lobe-Lied.
Erzehlet doch mit Freuden
Sein' Ehr' und Ruhm den Heyden,
Was grosse Wunderthat
Sein' Hand verrichtet hat.
13.
Der Herr' ist hoch zu loben
Für aller Götter Zahl;
Die nicht wie er erhoben,
Sind Götzen allzumal.
Er ist es, der regieret
Das, was der Welt-Kreiß zieret.
Er steht mit grossem Ruhm'
In seinem Heiligthum.
14.
Bringt her, bringt her dem Herren,
Bringt her jhm' Ehr' und Macht!
Sich in sein Lob zu sperren
Sey jedermann bedacht.
Ihr Völcker, kompt getreten,
Den Herren anzubeten.
Es fürcht jhn alle Welt,
Den grossen Wunder-Heldt.
15.
Seht, wie die Berge weltzen
Für seiner Herrligkeit;
Seht, wie die Hügel schmeltzen
Wie Wachs zur Sommers-Zeit.
Seht, wie nach seinem Willen
Sich alle Tieffen stillen;
Seht, wie des Blitzes Pracht
Die Lufft so feurig macht.
16.
Was wil man doch mit Worten
Die Wunder zehlen viel,
Die er an allen Orten
Verrichtet sonder Ziel?
Kompt, lasset uns jhn preisen,
Lob, Ehr' und Danck erweisen;
Denn seine Güt und Treu'
Ist alle Morgen neu.
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