|
[270] Für alle Christliche Hausvätter, Hausmütter, Kinder und Gesinde.
1.
Die Nacht ist nun verschwunden
Mit ihrer Tunkelheit,
Die Sonn' hat überwunden
Des Schlaffens stille Zeit.
Ihr helles Licht bestrahlet
Den runden Erdenkloos,
Den nur die Lufft bepfahlet:
Gott, deine Macht ist groß!
[270]
2.
Wie kan Ich gnug erheben,
HERR, deine Güht und Treü?
Du fristest Mir Mein Leben,
Dein' Hülff' ist täglich neü.
Du hast Mich so beschützet
In der vergangnen Nacht,
Daß Ich nicht bin beschmitzet
Durch Satans grosse Macht.
3.
Dir hab' Ichs, HERR, zu danken,
Daß Ich erhalten bin
In sichrer Wolfahrt Schranken.
Ach nim das Opffer hin,
Das Opffer Meiner Zungen.
Das dir zu Dienste steht:
Drauf sei dir Lob gesungen,
So weit der Himmel geht.
4.
Verzeih' es Mir aus Gnaden,
Was Ich mißthan an dir;
Behühte Mich für Schaden,
Bleib' heut' und stets bei Mir.
Was du Mir hast gegeben,
Gesundheit, Ehre, Guht,
Dazu Mein armes Leben,
Das steh' in deiner Huht.
5.
Dir wil Ich das befehlen,
Was Mir zum liebsten ist,
Mich aber selbst vermählen
An dich, HERR Jesu Christ!
Gib, daß Ich ja für Sünden
Mich hühten diesen Tag,
Auch selbst Mich überwinden
Und dir vertrauen mag.
6.
Dein' Engel müssen bleiben
Zur jeden Zeit bei Mir
Und alles Unglük treiben
Sehr weit von Meiner Thür'.
HERR, gibst du Mir von oben
Glük, Ruh' und Sicherheit,
So sol Mein Hertz dich loben
Hier und in jener Zeit.
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro