[135] Würth. Philipus. Bartholomäus. Thomas. Joannes. Mathäus. Jacobus m, Judas Thadäus. Andräas. Simon. Jacobus ¸.
WÜRTH.
Mein ganze habschafft ist euch eigen
Ach kunt ich nur genug bezeigen,
Wie sehr ich euren meister lieb,
Wie sehr mich umb sein stand betrieb.
PHILIPUS.
Dein gütte wird mit reichen seegen,
Dich, und dein ganzes haus belegen,
Dan was du uns bisher gethan,
Das geht auch unsren meister an.
BARTHOLOMÄUS.
Ich hoffe stätts es werd sich geben,
Das wür an ihm vill trost erleben,
Er hat noch allemahl gesiegt,
Ob er ein zeith schon unterliegt.[135]
THOMAS.
Hier kommt Joannes der wird sagen
Was sich mit ihm hat zugetragen,
Was hast du in erfahrung bracht?
Sag an, was unser meister macht:
JOANNES.
Pilatus ließ ihn aus den händen,
Und thätt ihn zu Herodes senden.
Was diser vor ein Urtheil spricht,
Wie es ihm geh das weist man nicht.
MATHÄUS.
Ach! was hat Judas unternommen,
Er hat zwahr schon sein straff bekommen,
Doch wünstchte ich, das er villmehr
Niemahls mit uns gewesen wär.
JUDAS THADÄUS.
Das ist ein sach die schon geschehen,
Nun aber soll statt ihm geschehen,
Das einer, wie es sich gebührt,
Auf uns allhier den söckl führt?
JACOBUS M.
Es kunt ja Thomas sich bequemmen,
Und diß bemühen auf sich nemmen,
Man wurde dir auch ins gemein
Aufs höchst darum verbunden sein.
ANDREAS.
Du kanst dem ambt die ehr ersezen,
Die Judas also thätt verlezen,
Dan diß zu thuen bist du im stand,
Weill deine treu genug bekant.
SIMON.
Da wür dem herrn folg zu geben
Nur aus gemeinen sökl leben,
Erfordert ja die stätte pflicht
Das einer dises ambt vericht.
WÜRD zum Thomas.
Ich bitte mir nur frey zu sagen,
Was ich darzu hab beyzutragen,
Durch meine dienst soll dir allein
Gewislich nichts beschwärlich sein.[136]
THOMAS.
Weill nun der herr in disen sachen
Wie sonst nicht kan den auspruch machen,
So wird ihn seine mutter gebn
Das wür nach ihm verpflichtet lebm.
Ach wan ich nur an sie gedenke
Und mich mit ihr ins leyd versenke,
Wan uns der herr so sehr betriebt
Wie sie? die ihn als mutter liebt?
JOANNES.
Das wird uns Jacob können lehren,
Der wird uns erst die quall vermehren,
Er wich mit uns von ihren sohn,
Und floch zu ihr: da kommt er schon.
Jacob gehet heraus: Bartholomäus redet ihne an.
Sag: lebt Maria noch vor schmerzen?
PHILIPP.
Wie nimmt sie dise wuth zu herzen?
JACOBUS ¸.
Sie nimmts wie eine Mutter soll.
SIMON.
Sie ist wie wür halt jammer voll.
JACOBUS ¸.
Wie sollte sie wohl ihre thrännen
Bey solchen zu stand halten können?
Doch ist sie standhaffdt in dem leyd
Bescheiden in der traurigkeit.
Sie wird behutsamm zu uns kommen,
Weill sie zu ihren trost vernommen,
Das wür an disen orth vereint
In sicherheit beysammen seind.
Auch Peter wird sich noch einfinden,
Nachdem er sein treuloser sinden
Genug in einen finstren waldt
Mit reu und thränen abgezahlt.
WÜRTH.
Diß bringt mir in des meisters leyden
Und meinen eignen bitterkeiten
Noch einen trost, wan ich sodan
Sein mutter hier bedienen kan.[137]
Allein ist zeith sich still zu halten,
Weill haß und neyd das ambt verwalten,
Und da die ganze statt entrüst,
Bey disem niemandt sicher ist.
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