§. 19.

Die Grausamen sind / welche die Leute anfallen mit öffentlicher und erschrecklicher Gewalt / und dahero fürchten sich die Bergleute gewaltig für ihnen. Agricola nennet sie sonst die wilden Teuffel / nicht allein deswegen weil sie zuweilen in der Gestalt wilder Thiere erscheinen / sondern weil sie von so wilder und ungezähmter Grausamkeit sind / also daß sie sich zum höchsten über der Leute Unglück freuen / und sie ins Verderben stürtzen / zu dem Ende sich [26] offt verändern / und gleich denen allerwildesten und grausamsten Thieren der Menschen Untergang befödern / wie Psellus abermahls von ihnen redet /1 ingleichen Olaus.2 Hieher gehöret das Exempel des Lavateri,3 so hergenommen ist von den Tridentischen Gebirge / allwo ein solches Männlein von einen Bergmanne / deme es immer grosse Unlust verursachet / ist geschimpffet und mit vielen Lästerworten gereitzet worden / daß es sich über ihn gemachet /gantz grausam mit ihn umbgegangen / und wie des Autoris Worte lauten / ihme den Hals umbgedrehet / daß das Gesichte auf den Rücken gestanden. Ingleichen erzehlet auch Agricola4 von einen solchen Männlein / welches aufn Schneeberg in St. Georgens Fund-Grube einen Berghauer unten von den Boden weggenommen / und mit greulicher Zuschmetterung und Zuqvetschung seines Leibes oben in einen hohen hohlen Gang hineingesetzet hat. Und abermahls [27] von einen / welches zu Annaberg aufn Rosen-Krantz zwölf Häuer auf einmahl / mit seinen gifftigen Athen /so es aus den Rachen gelassen / ertödtet5. Welches denn gar leichtlich zu glauben / daß solche Wirckungen von denen Bergmännlein herkommen / indem sie durch eine teuflische Kunst und Krafft den gifftigen Dampff erst aus der Erden an sich nehmen /6 hernachmals solchen gegen die Menschen ausblasen / denn sonst unmittelbahrer Weise von Teuffel nichts materialisches entstehen kan.7

Fußnoten

1 l.c.p. 41.


2 l.c. siehe eben §. 15.


3 P. 1. de Spectris c. 16.


4 l.c.


5 ibid.


6 siehe des vortreflichen Hundeshagenii disp. de potest. Dæmon. c. 2. q.v.


7 Scheibl. Metaph. P. 2. p. 655.


Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] M. Johann Heinrich Rumpelii Curiöser Tractat von denen Geistern [...] Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M. [d.i. Johann Gottlieb Meister], Dresden, Leipzig 1702.
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