Dankbarkeit dreier tier

[171] Im roten ton Peter Zwingers.


29. merz 1545.


1.

Plinius schreibt drei wunderlich geschichte

von dankbarkeit dreierlei tier und sprichte

erstlich: eim pantertier war in ein brunnen

Seine junge gfallen in eim walde;

das pantertier fant Demetrium balde,

des erschrak er, wolt dem tier sein entrunnen;

Das tier welzt sich, schmeichlet im fein,

nam in beim rock, fürt in zum brunnen nider,

darin lagen die jungen sein;

er stieg hinein, gab sie im heraus wider.

nach dem das panter milde

mit sein jungen beleit

in also weit

bis aus dem walt gar wilde

gar frölich, im zu dankbarkeit.


2.

Zum andern, als eins hirten junger knabe

ein jungen drachen heim getragen habe

aus der wiltnus und den heimlich aufzuge,[171]

Als er wur groß, der knab sich förchten wure,

entsetzt sich ob seiner gstalt und nature,

und in wider hin in die wiltnus truge.

Am heimweg da bekamen im

mörder und wolten den knaben ermören;

der knab schrei mort mit lauter stim,

so halt der drach des knaben stim tet hören,

kam er eilent geschlungen

und auf die mörder schoß,

jagt sie werlos,

erlöst also den jungen,

erzeiget ihm sein dankbarkeit gar groß.


3.

Zum dritten, als ein jungfrau auferzogen

ein adler het, als er war ausgeflogen

gen walt, da tet er ir teglich zutragen

Vögel, wiltpret und was er sunst mocht fangen;

und als die jungfrau ist mit tot abgangen,

und man die leich verbrennet nach den tagen,

Da flog der adler trauriklich

zu der toten jungfrauen in das feuer

und ließ mit ir verbrennen sich,

erzeigt darmit sein dankbarkeit gar teuer.

dem richt man auf ein bilde,

zu setzen auf den mark,

der treue stark.

hie scham sich der mensch wilde,

der oft bezalt das gut mit ark.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 171-172.
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