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[155] Es ligt ein dorf im Beierlant,
dasselbig Fünsing ist genant,
darin etwan vor langen jarn
ser einfeltige bauren warn,
tölpisch, tol, grob und ungeschaffen,
als ob sie weren aus Schlauraffen.
der bauren einer eins tags fant
ein armbrost in dem walt gespant,
das ein jeger verzettet het.
als der Fünsinger sehen tet,
da west er gar nicht, was es war,
iedoch schaut er es entlich zwar,
vermeint, es wer ein kreuze wert,
und hub es balt auf von der ert,
küst es und wolt es zu im schmucken,
und als ers an sein brust wart drucken,
da ließ das armbrost und gieng ab,
schlug dem bauren die nasen rab.
das armbrost wurf er von im gar,
sprach: er legst hie ein ganzes jar,
ich wolt dich nicht mer heben auf!
eins tags gieng der Fünsinger hauf
in walt und woltn eichel abschlagen
und iren seuen heimhin tragen.
als sie nun stigen auf die eichen,
was eichel sie kunten erreichen,
schlugen sie mit den stangen ab.
nun in eim solchen sich begab,
das ein ast mit eim bauren brach,
derhalb er gar hoch fiel, hernach
mit dem kopf in einr zwisel bhieng
und riß ab den hals, aller ding[156]
fiel der körper rab in das gras,
der kopf in der zwisl bliben was.
als nun die baurn heim wolten gen,
fundens under dem baumen den,
da fundens in on einen kopf,
kenten in, das es war Liendl Topf,
stunden umb in, sahen in an,
sagten: wo hat ern kopf hin tan?
wer weiß, ob er sein kopf noch het,
als er mit uns raus laufen tet.
Heinz Tölp sprach: ich gieng mit im her,
weiß aber ie nit, ob auch er
sein kopf gehabt hat oder nit;
wir wölln sein frauen fragen mit,
dieselbig wirt es wißen wol.
als sie die fragten tumb und tol,
da tet die Fünsingerin sagen:
am sambstag hab ich im gezwagen,
da het er seinen kopf ie noch,
hernach so weiß ich aber doch
nicht, ob ern kopf am sonntag het,
wiewol ich mit im hab geret.
so einfeltig war frau und man;
trugn auch nicht andre kleider an,
vier ellen lodn nam einer doch
und schneit mitten darein ein loch
und henkt das tuch denn an den hals
und gürt es denn zu im. eins mals
ein Fünsinger fur in die stat
mit treit, da er gesehen hat
ein schneider röck und kleider machen;
groß wunder het er ob den sachen
und beschaut eben alle ding,
und als er darnach einsmals fieng
ein großen krebß an einem bach,
als der Fünsinger an im sach[157]
an fodern füßn zwo große scher,
meint er, der krebß ein schneider wer,
sein hörner wern zwo nadel ganz,
und seine eier underm schwanz
das weren eitel kneulein zwirn.
mit freuden tet er sich heim tirn,
all sein nachbauren sagen tet,
ein schneider er gefangen het,
der müst in allen kleider machen.
die bauren brachten zu den sachen
zum schultheiß ir loden zu hauf
und setzten den krebß oben drauf;
der kruch auf dem tuch auf und ab,
fiel oft under den tisch hinab.
Heinz Tötschinbrei sprach: es dunkt mich,
der unser schneider schemet sich,
wil nichts schneiden, weil wir zusehen,
und kan doch wol schneiden und nehen,
secht, wie tet er sein scher stet wetzen!
ich rat, wir wölln im heint zusetzen
ein liecht und wölln all von im gen
und allein laßen machen den.
da folgten sie all seinem rat
und giengen alle von im spat;
ein liecht man bei im brennen ließ,
das doch zu nacht der krebß umstieß
und zündet dise loden an,
das also das ganz haus abbran.
der krebß sich in ein loch verkroch;
den fundn die tollen bauren doch
und umb sein große missetat
urteiltens in mit gmeinem rat
und wurfen den krebß in ein brunnen.
nach dem sie große forcht gewunnen,
füllten den brunnen aus mit erden,
auf das nicht mer solt ledig werden[158]
das unzifr, und ist seit gwonheit,
wenn ein Fünsinger hat hochzeit,
muß er füren ein fuder erden
auf den krebß, nicht ledig zu werden;
ist gar ein hoher bühel worn,
so wüt auf den krebß noch ir zorn.
lief noch einer durchs dorf zum teil
und schrier: krebß feil, krebß feil, krebß feil!
der würt gar übel von in gschlagen,
so groß feintschaft dem krebß sie tragen.
derhalb treiben noch mit in heut
mancherlei fatzwerk etlich leut,
und wo noch heut zu diser frist
ein mensch tol und unbsunnen ist,
tölpet, ungschickt, so spricht man: der
ist gar ein rechter Fünsinger.
der man noch vil findt jenseits bachs
und auch herjesseits, spricht Hans Sachs.
Anno salutis 1558., am 19. tage Februarij.
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