Die Nacht

[34] Des Mondes silberweiße Serpentine

sticht wie ein Riesenspeer

weit in den See hinaus,

um den mit finsterer Heroenmiene

der Berge weißköpfiges Heer

sich aufgetürmt – das ist ihr Haus,

in dem sie immer wieder Ruhe hält,

wenn flüchtig sie durch alle Welt

Wohn und Schlummer streute;

nun ruht sie zwischen den Bergen und über dem See,

bis über der Gipfel vereiste Höh

des Morgens bellende Strahlenmeute

wie eine feurige Kugel Gold

klingend in die Täler rollt

und die Verschlafene wolkig zerfetzt

tief in die Berge und Klüfte hetzt.


Quelle:
Gustav Sack: Gesammelte Werke. Band 2, Berlin 1920, S. 34.
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