Die Sterne

[30] Wenn sich die Nacht zaghaft mit euch besteckt,

wie eine dunkle Tänzerin den seide-

weichen Leib mit spärlichem Geschmeide,

wenn ihr gleich brennendem Staub den Himmel deckt


und leuchtend in das Nichts hinüberleckt,

fliegt wohl von dieser dürren Lämmerheide

und abgegrasten Trübsalsrinderweide

die Seele lechzend zu euch hoch und reckt


der Sehnsucht Fackel hoch in euch empor,

bis sie vom Weine der Unendlichkeiten

trunken taumelt und ein wirrer Flor


sich um die Sinne legt –: aus euren Weiten,

die ewig grenzenlos ich hochbeschwor,

fall ich zurück in Staub und Sterblichkeiten.
[30]

Quelle:
Gustav Sack: Gesammelte Werke. Band 2, Berlin 1920, S. 30-31.
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