Frühling

[9] Nun blühen wieder goldig schwer die Weiden

in meinem märzensonndurchglühten Moor,

als ob ich in das windzerschlißne Rohr

geworfen einen Knäuel gelber Seiden.


Als ob ich meines Winters süße Leiden

und seiner Wünsche hadernd lauten Chor

gepreßt in diesen feinen Seidenflor,

um so von ihnen freundlich mich zu scheiden.


Nun liege ich mit leidbefreiter Seele

und schaue ihnen nach aus Rohr und Ried

versenkt in sinnende Melancholie,


da rauscht's im Schilf, und eh' ich fort mich stehle,

da tanzt sie zu mir, die mich Winters mied,

und – hebt kokett ihr Röckchen bis zum Knie.


Quelle:
Gustav Sack: Gesammelte Werke. Band 2, Berlin 1920, S. 9-10.
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