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[354] Im Haag, den 19. Jenner 1790.
Freund! der bei des Busches Eichen
Lieber denkt, vom Mond erhellt,
Als sich zu den flitterreichen
Eiteln Höflingspuppen stellt;
Der das Bild geharnschter, braver
Schweizerhelden höher hält,
Als der heutigen Bataver
Panzerhelden auf dem Geld.
Stunden, deiner würdig, warten
Dein, auf Zürichs heitrer Flur;
Ihre Auen sind ein Garten
Für den Liebling der Natur.
Und das bist du! – Hochgefühle
Gab sie dir und Dichtungskraft;
Lehrte dich beim Saitenspiele
Töne sanfter Leidenschaft.
[354]
Aber sieh! Begeist'rung waltet!
Malt mir neue Bilder vor.
Sieh! Ein Mädchen, schlank gestaltet,
Schimmert durch des Schleiers Flor,
Eilet sanft, mit holder Scheue,
Auf den besten Jüngling zu,
Lohnt ihm Tugenden durch Treue;
Und der Jüngling – Freund! bist du.
O! was wirst du dann empfinden,
Tönt bei Nacht, im Schattengang,
In den hohen Limmatlinden
Einer Nachtigall Gesang.
Liebe, die den Winterwiesen
Und der Heide Blumen leiht,
Leiht auf Erden Paradiesen
Schon des Himmels Seligkeit.
Wonne wird dein Herz erheben,
Wandelst du im Erlenthal,
Oder bei des Hügels Reben
In der Sonne Scheidestrahl. –
Wann auf Schneegebirgen milder
Rosenfarbner Schimmer ruht;
Dunkler, purpurn, ihre Bilder
Strahlen in des Sees Flut.
Wo des Nebels matter Flügel
Nicht auf flache Sümpfe sinkt,
Und am grünen Tannenhügel
Klarer Quellen Füll' entspringt,
Wo in deines Gartens Linden
Reine, heitre Lüfte wehn,
Werd' ich, Bester! einst dich finden:
Lebe wohl! – Auf Wiedersehn!
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