Johannisnacht

[478] Der sel'ge Abend, als inmitten

Bekränzter Nachen wir im Kahn

Hin an Sevillas Gärten glitten

Auf sanft bewegter Wellen Bahn!
[478]

Hell leuchteten die Ufer alle

Von der Johannisfeuer Glanz,

Es schwang beim Kastagnettenschalle

Die Menge sich im muntern Tanz.


Auf stiegen flatternde Raketen,

Rückstrahlend in des Stromes Flut,

Und schossen durch den sternbesäten

Lichthimmel hin mit dunkler Glut.


Doch süßer war's, als fern dem Feste

Ans Ufer uns die Barke trug,

Und über uns der grünen Aeste

Geheime Nacht zusammenschlug.


Erst dort, wo dämmernd aus den Zweigen

Der Schimmer der Limonen quoll,

Erschloß in Dunkel und in Schweigen

Sich unsre Wonne ganz und voll.


O, daß es oft noch so uns nachte!

Doch jetzt auch laß uns dankbar sein

Und, weil er uns so treu bewachte,

Dem Täufer eine Kerze weihn.

Quelle:
Adolf Friedrich von Schack: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Stuttgart 31897, S. 478-479.
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