Andreas Hofer

[199] 1814.


Als der Sandwirth von Passeier

Inspruck hat mit Sturm genommen,

Die Studenten, ihm zur Feier,

Mit den Geigen Mittags kommen,

Laufen alle aus der Lehre,

Ihm ein Hochvivat zu bringen,

Wollen ihm zu seiner Ehre

Seine Heldenthaten singen.


Doch der Held gebietet Stille,

Spricht dann ernst: legt hin die Geigen!

Ernst ist Gottes Kriegeswille,

Wir sind all' dem Tode eigen.

Ich ließ nicht um lust'ge Spiele

Weib und Kind in Thränen liegen;

Weil ich nach dem Himmel ziele,

Kann ich ird'sche Feind' besiegen.


Kniet bei euren Rosenkränzen,

Dies sind meine frohsten Geigen;

Wenn die Augen betend glänzen,

Wird sich Gott der Herr drin zeigen.[199]

Betet leise für mich Armen,

Betet laut für unsern Kaiser,

Dies ist mir das liebste Carmen:

Gott schütz' edle Fürstenhäuser!


Ich hab' keine Zeit zum Beten,

Sagt dem Herrn der Welt, wie's stehe,

Wie viel Leichen wir hier säten

In dem Thal und auf der Höhe,

Wie wir hungern, wie wir wachen

Und wie viele brave Schützen

Nicht mehr schießen, nicht mehr lachen –

Gott allein kann uns beschützen!


Quelle:
Max Schenkendorf: Gedichte, Leipzig o.J, S. 199-200.
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