Amalia

Schön wie Engel, voll Walhallas Wonne,

Schön vor allen Jünglingen war er,

Himmlisch mild sein Blick wie Maiensonne,

Rückgestrahlt vom blauen Spiegelmeer.


Seine Küsse – paradiesisch Fühlen!

Wie zwo Flammen sich ergreifen, wie

Harfentöne ineinanderspielen

Zu der himmelvollen Harmonie –


Stürzten, flogen, schmolzen Geist und Geist zusammen,

Lippen, Wangen brannten, zitterten,

Seele rann in Seele – Erd und Himmel schwammen

Wie zerronnen um die Liebenden!


Er ist hin – vergebens, ach vergebens

Stöhnet ihm der bange Seufzer nach!

Er ist hin, und alle Lust des Lebens

Wimmert hin in ein verlornes Ach!


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 214-215,410.
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