Die deutsche Muse

Kein Augustisch Alter blühte,

Keines Mediceers Güte

Lächelte der deutschen Kunst,

Sie ward nicht gepflegt vom Ruhme,

Sie entfaltete die Blume

Nicht am Strahl der Fürstengunst.


Von dem größten deutschen Sohne,

Von des großen Friedrichs Throne

Ging sie schutzlos, ungeehrt.

Rühmend darfs der Deutsche sagen,

Höher darf das Herz ihm schlagen:

Selbst erschuf er sich den Wert.


Darum steigt in höherm Bogen,

Darum strömt in vollern Wogen

Deutscher Barden Hochgesang,

Und in eigner Fülle schwellend

Und aus Herzens Tiefen quellend,

Spottet er der Regeln Zwang.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 214,463.
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