Dem Erbprinzen von Weimar

als er nach Paris reiste

In einem freundschaftlichen Zirkel gesungen


So bringet denn die letzte volle Schale

Dem lieben Wandrer dar,

Der Abschied nimmt von diesem stillen Tale,

Das seine Wiege war.


Er reißt sich aus den väterlichen Hallen,

Aus lieben Armen los,

Nach jener stolzen Bürgerstadt zu wallen,

Vom Raub der Länder groß.


Die Zwietracht flieht, die Donnerstürme schweigen,

Gefesselt ist der Krieg,

Und in den Krater darf man niedersteigen,

Aus dem die Lava stieg.


Dich führe durch das wild bewegte Leben

Ein gnädiges Geschick,[461]

Ein reines Herz hat dir Natur gegeben,

O bring es rein zurück.


Die Länder wirst du sehen, die das wilde

Gespann des Kriegs zertrat,

Doch lächelnd grüßt der Friede die Gefilde

Und streut die goldne Saat.


Den alten Vater Rhein wirst du begrüßen,

Der deines großen Ahns

Gedenken wird, solang sein Strom wird fließen

Ins Bett des Ozeans.


Dort huldige des Helden großen Manen

Und opfere dem Rhein,

Dem alten Grenzenhüter der Germanen,

Von seinem eignen Wein,


Daß dich der vaterländsche Geist begleite,

Wenn dich das schwanke Brett

Hinüberträgt auf jene linke Seite,

Wo deutsche Treu vergeht.


Quelle:
Friedrich Schiller: Sämtliche Werke, Band 1, München 31962, S. 411-412,461-462.
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