Auf die Vergänglichkeit alles Irdischen

[363] Du alte stolze Rom, die, was der Erdkreiß faßt,

Zum Prunk herbeigeschleppt vom Rheine, wie vom Nile;

Die du des Herrschers Kraft, des Herrschers Hochgefühle

Auf deiner Werke Stirn so hell gestempelt hast.


Trophä'n, die ihr dem Blick des Tages wißen laßt,

Daß Menschenwitz und Fleiß mit Elementen spiele!

Du Circus, wo vordem Barbaren, bei'm Gewühle

Des rohen Volks, ihr Blut zum Scherze hingepraßt!


Ihr alle habt umsonst Unsterblichkeit gefodert;

Ihr, die ihr schon vorlängst, wie eure Schöpfer modert

Ihr, die der Säclen Grimm in's Nichts darnieder schmiß!


Weil denn der Zeiten Zahn Granit und Stahl zerwühlet,

Was klag' ich, daß nun auch mein grauer Flaus ihn fühlet,

Den ich zwei Jahre trug, der heut am Aermel riß?

Quelle:
August Wilhelm von Schlegel: Sämtliche Werke, Band 2, Leipzig 1846, S. 363-364.
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