Vierter Auftritt.


[265] Cathrine. Frau Sylvesterinn.


CATHRINE. Wollen sie die Jungemagd? Frau Sylvesterinn.

SYLVESTERINN. Ja doch.

CATHRINE. Nun! so bin ich die Köchinn.

SYLVESTERINN. Die Köchinn will ich ja eben.

CATHRINE. Nun, so bin ich die Jungemagd.

SYLVESTERINN. Narr! dich will ich. Die Jungemagd und die Köchinn zugleich.

CATHRINE. So muß ich doch wohl bleiben, weil ich alles beydes bin. Sonst hatte ich große Lust zu sehen, wie ich davon käme. Nun! was haben sie denn so notwendig, daß sie die Jungemagd und die Köchinn zugleich brauchen?

SYLVESTERINN. Gäste werde ich kriegen! Mein Sohn wird sie nach Hause bringen.

CATHRINE. Ist er schon wieder aus dem Hause gelaufen?

SYLVESTERINN. Ja!

CATHRINE. Das ist sein Glück! sonst sollte er es wohl bleiben lassen; so spät Gäste zu bitten.

SYLVESTERINN. Nicht wahr? Du würdest es ihm wohl verbothen haben, wenn ich es nicht kann.

CATHRINE. Wenn sie es nicht können? Das ist noch ein großer Unterscheid, wenn sie was haben wollen, oder ich.

SYLVESTERINN. So? wer regiert denn im Hause? Du? oder ich? und mein Herr?

CATHRINE. Ich regiere, Frau Sylvesterinn: ich will es ihnen gleich sagen, wie es zugeht. Sie regieren ihren Herrn. Ihr Sohn regiert de. Und die Jungfer Jungemagd, und die Jungfer Köchinn in ihrem Hause regiert ihren Herrn Sohn. Also regiere ich sie alle.

SYLVESTERINN. Nicht wahr? und Fiekchen regiert dich?

CATHRINE. Das arme Kind wird regiert genug: sie denkt gerne an das Regieren nicht.[265]

SYLVESTERINN. Und ich verbiethe dir einmal für allemal, daß du meinen Sohn nicht regieren sollst.

CATHRINE. Kann ich dafür, wenn meine Macht über die Herzen so groß ist? Wenn ich ihn nicht regierte, so bliebe er wohl unregiert, und sie würden noch tausendmal mehr Noth mit ihm haben. Wenn er nur da wäre: so wollte ich ihm befehlen, daß er ihnen befehlen sollte, daß sie ihrem Herrn befehlen sollten, daß heute kein Mensch ins Haus kommen dürfte, der aussähe, wie ein Gast. Und so brauchten sie weder die Jungemagd noch die Köchinn.

SYLVESTERINN. Du sollst auf den Markt gehen, Cathrine, und sollst sehen, was zu haben ist.

CATHRINE. Was zu haben ist? Wenn ich nun wiederkomme, Frau Sylvesterinn; sie haben das und das: so heißt es; geh geschwind, und sieh, wie theuer es ist. Und wenn ich nun spreche: es ist so und so theuer, hernach heißt es, Cathrine, geh, hole es. Frau Sylvesterinn, wie viel Personen wollen sie denn haben.

SYLVESTERINN. Das weis ich nicht So viel, als ihrer kommen. Und mache ja alles so schön, als du kannst, damit mein Sohn nicht sprechen kann, ich sorge nicht für ihn.

CATHRINE. Nun! es ist gut: ich will gehen. Er soll nicht allein nicht sprechen: Cathrine, du hast für mich gesorgt – – – Da ist Herr Sorger, Frau Sylvesterinn.


Quelle:
Johann Elias Schlegel: Ausgewählte Werke. Weimar 1963, S. 265-266.
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