Ein Kranz

[49] Aus des Ufers Maiengrün

Pflückt das Kind Vergißmeinnicht.

Fröhlich sieht der Bach es blühn,

Wie's die Frühlingskrone flicht.
[49]

Kommt die Krankheit, färbt es bleich,

Legt es auf die Todtenbahr,

Führt die Seel' ins Schattenreich,

Die voll Blumentraumes war.


Die Vergißmeinnicht' im Kranz

Hatten Zeit nicht zu verblühn,

Thauen auf dem Sarg in Glanz,

Den man senkt ins Maiengrün.

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 49-50.
Lizenz:
Kategorien: