Gesang der fliehenden Griechen von Parga

[17] Als ihre Stadt von den Engländern an die Türken übergeben ward.


(1819.)


Frei aus dem Neugriechischen.


Männer.


Unser Schwert liegt auf der Erde,

Wie ein ausgelöschter Blitz.

Fern vom unterjochten Herde

Birg' uns, Meer! in deinem Sitz.


Aber, wenn wir nun zerschellen

Am verborgnen Felsenriff:

Laß' uns deine bittern Wellen

Treiben an kein englisch Schiff!


In den Hafen würd' es laufen,

An des Feindes Uebermut

Unsre Leichen zu verkaufen,

Wie jetzt unser Haus und Gut!


Frauen.


Grüne Lorbeern, frische Rosen!

Nicht mehr werdet ihr gepflückt,

Nicht mehr unsre freudelosen

Häupter je mit euch geschmückt.
[17]

O ihr Vögel in den Hainen!

Bach! und Wind! Mit eurem Klang

Wird sich fürder nicht vereinen

Unsrer hellen Stimme Sang.


Ach, der Lieder Ton muß hassen

Und der Blumen Ueberfluß,

Wer, wie wir, auf ewig lassen

Seiner Väter Boden muß.


Greise.


Ehre hat der Held Liassa

Nicht des Volkes Feind bezeugt,

Hat sein Haupt nicht vor dem Bassa,

Nicht vor dem Vezier gebeugt.


Bassa war die Feuerröhre,

Und das Schwert war ihm Vezier!

O Liassa! sieh und höre!

Deinem Beispiel folgen wir!


Unser Stamm soll sich zerstreuen,

Und auf des Gebirges Höhn,

Wollen wir, wie alte Leuen,

Einsam in der Irre gehn!

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 17-18.
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