Das Wort der Liebe

[16] O aller Berge Quellen,

Tönt mit berauschten Wellen

Vernehmlich durch die Luft!

O aller Thäler Bäume,

Säuselt mir leise Träume,

Und sendet süßen Duft!


Es sollen alle Sinne

Der Freude werden inne,

Die heut mein Herz begeht,

In allen Farben, Tönen

Lebe das Wort der Schönen,

Das mir im Geiste steht!
[16]

Der Liebe Wort, das zitternd

Und inniglich erschütternd

Durch meine Seele dringt,

In ew'gen Wiederhallen

Hör' ich es rings erschallen,

So daß es nie verklingt.


Und wenn die Quellen schweigen

Und wenn die Bäume neigen

Ihr Haupt in welker Zier;

Im Herzen ewig klingen,

Blühen und lieblich singen

Wird doch das Wort von Ihr.

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 16-17.
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