1.

[157] Von jener Weisheit, die vor Gottes Thronen

Verständig, heilig, einig, mannichfaltig,

Rein, freundlich, sanft und klar und doch gewaltig,

Von Anbeginn mitschöpfend durfte wohnen:


Von ihr, die alldurchleuchtend Millionen

Von Sternenheeren tränkt und vielgestaltig

In allem Dinge wirket, lebenshaltig,

Und, wen sie liebt, will überschwenglich lohnen:


Von ihr hast du nicht bloß des Namens Schöne,

Der deinem holden Wesen ruft, bekommen,

An ihres Geistes Stral bist du zu kennen;


Und wenn der seligste der Erdensöhne

Dir in die Augen schaut, die tiefen, frommen,

Fühlt er, daß man Sophia muß dich nennen.

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 157.
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