2.

[157] Der Monat, der, von Sonnenglanz umflossen,

Was nur die Erde Blühendes mag tragen,

In seinen einunddreißig süßen Tagen

Mit warmer Frühlingslust hält eingeschlossen:


An dem auf allen Bäumen Blüten sprossen,

Die Rosen sich aus ihren Knospen wagen,

Die Lilien in die blauen Lüfte ragen,

Und Alles Duft und Licht hat übergossen;


Wie sollte dem die höchste Zierde fehlen,

In dem sich finden alle Lieblichkeiten,

Sollt' er das Lieblichste nicht in sich zählen?


Nein! mitten recht in seinem Heiligtume,

Von wannen alle Schimmer sich verbreiten,

Erwächst dein Name mir, die schönste Blume.

Quelle:
Gustav Schwab: Gedichte. Leipzig [um 1880], S. 157-158.
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