Sechste Szene

[108] Ebendaselbst.


Ajax tritt auf.


AJAX. Troilus! Du Memme Troilus, laß dich sehn! –


Diomedes kommt.


DIOMEDES.

Troilus, dich ruf' ich: wo ist Troilus?

AJAX.

Was willst du?

DIOMEDES.

Zücht'gen will ich ihn.

AJAX.

Wär' ich der Feldherr, meine Würd' empfingst du

Eh'r als dies Zuchtamt. Troilus, sag' ich, Troilus!


Troilus kommt.[108]


TROILUS.

Oh, falscher Diomed! Hieher, Verräter!

Und büß' mit deinem Leben für mein Roß!

DIOMEDES.

Ha, bist du da?

AJAX.

Ich kämpf allein mit ihm; weg, Diomed!

DIOMEDES.

Er ist mein Kampfpreis; müßig bleib' ich nicht.

TROILUS.

Kommt beid', ihr falschen Griechen, steht mir beide! –


Sie gehn kämpfend ab.


Hektor kommt.


HEKTOR. 's ist Troilus: o recht brav, mein jüngster Bruder!


Achilles kommt.


ACHILLES. Nun seh' ich dich; so komm und steh mir, Hektor!


Sie fechten.


HEKTOR.

Verschnaufe, wenn du willst! –

ACHILLES fechtend.

Hohn deiner Höflichkeit, du stolzer Troer!

Sei froh, daß meine Waffen außer Übung –


Mein Ruhn und Lässigsein kommt dir zu gut;

Doch alsobald vernimmst du mehr von mir.

Bis dahin geh auf gutes Glück!


Ab.


HEKTOR.

Leb wohl!

Ich wär' zum Kampf ein frischrer Mann gewesen,

Hätt' ich auf dich gewartet. – Nun, mein Bruder?


Troilus kommt zurück.


TROILUS.

Ajax fing den Äneas: – dulden wir's?

Nein, bei dem Lichtglanz des erhabnen Himmels,

Er darf ihn nicht behalten, ich errett' ihn,

Und sollt' ich fallen. Schicksal, hör' mein Wort:

Mich kümmert's nicht, raffst du mich heute fort.


Ein Grieche in einer sehr schönen Rüstung tritt auf.


HEKTOR.

Steh, Grieche, steh! Du bist ein weidlich Ziel.

Nicht? – Willst du nicht? – Dein Panzer dünkt mich schön;

Ich klopf' ihn dir und brech' ihm alle Nieten,

Bis er mein eigen. – Läufst du, Tier, so schnell?

Flieh' immerhin! Ich jage nur dein Fell.


Geht ab.[109]


Quelle:
William Shakespeare: Sämtliche Werke in vier Bänden. Band 2, Berlin: Aufbau, 1975, S. 108-110.
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