[108] Ebendaselbst.
Ajax tritt auf.
AJAX. Troilus! Du Memme Troilus, laß dich sehn! –
Diomedes kommt.
DIOMEDES.
Troilus, dich ruf' ich: wo ist Troilus?
AJAX.
Was willst du?
DIOMEDES.
Zücht'gen will ich ihn.
AJAX.
Wär' ich der Feldherr, meine Würd' empfingst du
Eh'r als dies Zuchtamt. Troilus, sag' ich, Troilus!
Troilus kommt.[108]
TROILUS.
Oh, falscher Diomed! Hieher, Verräter!
Und büß' mit deinem Leben für mein Roß!
DIOMEDES.
Ha, bist du da?
AJAX.
Ich kämpf allein mit ihm; weg, Diomed!
DIOMEDES.
Er ist mein Kampfpreis; müßig bleib' ich nicht.
TROILUS.
Kommt beid', ihr falschen Griechen, steht mir beide! –
Sie gehn kämpfend ab.
Hektor kommt.
HEKTOR. 's ist Troilus: o recht brav, mein jüngster Bruder!
Achilles kommt.
ACHILLES. Nun seh' ich dich; so komm und steh mir, Hektor!
Sie fechten.
HEKTOR.
Verschnaufe, wenn du willst! –
ACHILLES fechtend.
Hohn deiner Höflichkeit, du stolzer Troer!
Sei froh, daß meine Waffen außer Übung –
Mein Ruhn und Lässigsein kommt dir zu gut;
Doch alsobald vernimmst du mehr von mir.
Bis dahin geh auf gutes Glück!
Ab.
HEKTOR.
Leb wohl!
Ich wär' zum Kampf ein frischrer Mann gewesen,
Hätt' ich auf dich gewartet. – Nun, mein Bruder?
Troilus kommt zurück.
TROILUS.
Ajax fing den Äneas: – dulden wir's?
Nein, bei dem Lichtglanz des erhabnen Himmels,
Er darf ihn nicht behalten, ich errett' ihn,
Und sollt' ich fallen. Schicksal, hör' mein Wort:
Mich kümmert's nicht, raffst du mich heute fort.
Ein Grieche in einer sehr schönen Rüstung tritt auf.
HEKTOR.
Steh, Grieche, steh! Du bist ein weidlich Ziel.
Nicht? – Willst du nicht? – Dein Panzer dünkt mich schön;
Ich klopf' ihn dir und brech' ihm alle Nieten,
Bis er mein eigen. – Läufst du, Tier, so schnell?
Flieh' immerhin! Ich jage nur dein Fell.
Geht ab.[109]
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