[737] Athen. Zimmer in Antonius' Hause.
Antonius und Octavia treten auf.
ANTONIUS.
Nein, nein, Octavia; 's ist nicht das allein;
Das wär' verzeihlich: das und tausend andres
Von gleicher Art. Doch neuen Krieg begann er
Wider Pompejus; las sein Testament
Dem Volke vor;
Sprach leicht von mir, und mußt' er mein durchaus
Ruhmvoll erwähnen, tat er's doch nur kalt
Und matt, und brauchte höchst verkleinernd Maß.
Den nächsten Anlaß nahm er nicht, und mußt' er,
Geschah's nur nebenher.
OCTAVIA.
O teurer Gatte,
Glaub, doch nicht allem; oder, mußt du glauben,
Nimm's nicht als Kränkung! Unglücksel'ger stand
(Trennt ihr euch jetzt) kein Weib je zwischen zweien,
Für beide betend;
Die guten Götter werden meiner spotten,
Fleh' ich zu ihnen: »Schützet meinen Bruder«,
Und widerruf' es mit gleich lautem Flehn:
»Schützt den Gemahl!« Mag Gatte, Bruder siegen,
Zerstört Gebet das Beten; kein Vermitteln
Liegt zwischen diesem Äußersten.
ANTONIUS.
O Teure,
Schenk' deine beste Liebe dem, der ihr
Den besten Schutz verheißt. Die Ehre missen,
Heißt alles missen. Besser, nicht der Deine,
Als dein so schmuckberaubt. Doch, wie du's batest,
Sei Botin zwischen uns; derweil, Octavia,
Will ich die Rüstung ordnen diesem Krieg,
Der deinem Bruder Schmach bringt. Eiligst fort;
So wird dir, was du wünschest.
OCTAVIA.
Dank, mein Gatte!
Der Weltregierer mache mich, die Schwächste,
Euch zur Versöhnerin! – Krieg zwischen euch,[737]
Das wär', als spaltete die Welt, und Leichen
Füllten die weite Kluft! –
ANTONIUS.
Wenn du es einsiehst, wer den Zwist begann,
Lenk' dorthin deinen Tadel. – Unsre Schuld
Kann nicht so gleich sein, daß sich deine Liebe
Gleichmäßig teilte. Nun betreib' die Reise,
Wähl' dein Gefolge selbst, und wie viel Aufwand
Dir irgend nur beliebt!
Gehn ab.
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