[760] Daselbst vor dem Palast.
Zwei Soldaten auf ihrem Posten treten auf.
ERSTER SOLDAT.
Bruder, schlaf' wohl! Auf morgen ist der Tag.
ZWEITER SOLDAT.
Dann wird's entschieden, so oder so: leb wohl! –
Vernahmst du nichts Seltsames auf der Straße?
ERSTER SOLDAT.
Nichts. Was geschah?
ZWEITER SOLDAT.
Vielleicht ist's nur ein Märchen; –
Nochmals gut' Nacht![760]
ERSTER SOLDAT.
Gut' Nacht, Kam'rad!
Zwei andre Soldaten kommen.
ZWEITER SOLDAT.
Soldaten,
Seid ja recht wach!
DRITTER SOLDAT.
Ihr auch: gut' Nacht, gut' Nacht!
Die beiden ersten Soldaten stellen sich auf ihren Posten.
VIERTER SOLDAT.
Hier stehn wir: wenn's nur morgen
Der Flotte glückt, so hoff' ich sehr gewiß,
Die Landmacht hält sich brav.
DRITTER SOLDAT.
Ein wackres Heer,
Voll Zuversicht.
Hoboen unter der Bühne.
VIERTER SOLDAT.
Still! welch ein Klingen?
ERSTER SOLDAT.
Horch!
ZWEITER SOLDAT.
Hört!
ERSTER SOLDAT.
In der Luft Musik?
DRITTER SOLDAT.
Im Schoß der Erde! –
VIERTER SOLDAT.
Das ist ein gutes Zeichen, meint ihr nicht?
DRITTER SOLDAT.
Nein!
VIERTER SOLDAT.
Stille, sag' ich. Was bedeutet das?
ZWEITER SOLDAT.
Gott Herkules, den Marc Anton geliebt,
Und der ihn jetzt verläßt.
ERSTER SOLDAT.
Kommt, laßt uns sehn,
Ob's auch die andern hörten!
Gehn zu den andern Posten.
ZWEITER SOLDAT.
Heda! Leute!
ALLE SOLDATEN.
Was ist das? Hört ihr's wohl?
ERSTER SOLDAT.
Ja, ist's nicht seltsam?
DRITTER SOLDAT.
Hört ihr, Kameraden? Hört ihr's jetzt?
ERSTER SOLDAT.
Folgt diesem Klang bis zu des Postens Grenze,
Seht, wie das abläuft!
ALLE SOLDATEN.
Ja, 's ist wunderbar! –
Gehn ab.[761]
Ausgewählte Ausgaben von
Antonius und Cleopatra
|
Buchempfehlung
1858 in Siegburg geboren, schreibt Adelheit Wette 1890 zum Vergnügen das Märchenspiel »Hänsel und Gretel«. Daraus entsteht die Idee, ihr Bruder, der Komponist Engelbert Humperdinck, könne einige Textstellen zu einem Singspiel für Wettes Töchter vertonen. Stattdessen entsteht eine ganze Oper, die am 23. Dezember 1893 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt wird.
40 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro