Sonnwendabend

[188] Die Sträucher ducken fiebernd sich zusammen

im Rieseln brauner Schleier und im Schwanken

nachtbleicher Falter um erglühte Ranken.

Nun schüren wir das falbe Laub zu Flammen


und feiern wiegend in verlornen Tänzen

und Liedern die im lauen Duft verfluten

den flüchtigen Rausch der sommerlichen Gluten

und Mädchen weich das Haar genetzt mit Kränzen


und strahlend bleich im schwebenden Gefunkel

streun brennend dunklen Mohn und blasse Nelken.

Und bebend fühlen wir den Abend welken.

Und wilder glühn die Feuer in das Dunkel.

Quelle:
Ernst Stadler: Dichtungen, Band 2, Hamburg o.J. [1954], S. 188-189.
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