d.

[385] Vor etwa fünfzig Jahren lebte in Schwei eine alte Frau, welche für eine Hexe gehalten wurde. Sie konnte von einer Kuh außerordentlich viele Butter machen, und mästete sie ein Schwein, so war in zwei bis drei Wochen der Speck einen halben Finger dick. Eines Tages wollte sie ausgehen und befahl ihrem Mädchen, Butter zu machen. Sie ging dann fort, und das Mädchen begab sich an seine Arbeit. Zu seinem Schrecken fand sich in dem Rahmkübel eine große Kröte, welche es aus dem Hause warf. Bald kam die Frau wieder zu Hause, und weil sie vergessen, bevor sie ausging, den Rahm selbst in die Karne zu geben, so fragte sie das Mädchen, ob es auch etwas im Rahmkübel gefunden habe. »Ja«, erwiderte es, »eine Kröte; ich habe sie neben dem Hause unter eine Hecke geworfen.« Sogleich lief die Frau hinaus, um die Kröte wieder aufzusuchen, und so wie sie nur rief: »Tädewig, Tädewig!« so kroch die Kröte unter der Hecke hervor. Die Frau nahm sie in Empfang, reinigte sie und setzte sie wieder an ihren alten Ort.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCCLXXXV385.
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