222.

[419] Bedenkt man, daß es in jedem Dorfe wenigstens eine, gewöhnlich mehrere Hexen gibt, so begreift sich, daß die Hexen für das Volksleben von der allergrößten Bedeutung sind, daß infolgedessen auch das Volk sich gegen die Hexen vorbeugend und vertreibend zu wehren bemüht ist. Zunächst gilt es also zu ermitteln, ob Hexen bei einem Unglück tätig sind, denn ein Unglück kann ja doch auch vom lieben Gott kommen. Alsdann handelt es sich darum, die Hexen kennen zu lernen, sie abzuhalten, zu strafen, unschädlich zu machen.

Bestimmte allgemeine Zeichen, daß eine Hexerei vorliegt, sind allerdings nicht eben häufig. Der Hexenkränze und was dahin gehört, ist bereits gedacht. Wenn die Milch keine Butter geben will, und es wachsen am Holze der Brunnensäule gelbe Pilze, so ist dies ein Zeichen, daß die Butter weggehext wird, daher nennt man auch die Pilze Hexenbutter. Wenn Hühner kleine Eier mit dünnen Schalen oder Windeier legen, so sind sie behext.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDXIX419-CDXX420.
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