h.

[460] Der Zeller Niemöller zu Neumühlen, Ksp. Visbek, hatte einst absichtlich sein Haus nach Sonnenuntergang offen gelassen; denn, pflegte er zu sagen, wenn ein Hund hereinkomme, wolle er ihn bald wieder hinaustreiben. Nun geschah es aber, als er eines abends in den Zwölften die Haustür noch spät offen hatte, daß draußen ein fürchterliches Hundegebell sich hören ließ. Sobald der Bauer das wahrnahm, lief er eilends nach der Haustür, aber ehe er noch so weit kommen konnte, war schon ein großer schwarzer Hund durch die Tür hereingestrichen, lief gerade nach dem Feuerherde zu und legte sich hinter dem Feuer nieder, wo er in einen Stein verwandelt wurde. Der Bauer gab sich alle mögliche Mühe, den Stein fortzuschaffen, aber derselbe war nicht von der Stelle zu bringen. Einer kam auf den Einfall, ihn durch Feuer zu zerbröckeln und lose zu machen, aber obwohl der Stein rings mit Feuer umlegt und so erhitzt wurde, daß er glühte, blieb er doch unbeweglich und fest liegen. Als aber die Hausleute das Licht ausgelöscht hatten und zu Bette gegangen waren, fing der Hund an zu bellen und machte ein solches Gelärm und Gepolter in dem Hause, als wenn alles Häusgerät übereinander geworfen würde, und dieses geschah jeden Abend eingan zes Jahr hindurch. Wenn aber die Leute aufstanden und Licht anzündeten, so war er still und lag als ein Stein ruhig am Feuer. Als endlich das Jahr um war, sprang er als ein großer schwarzer Hund hinter dem Feuer auf und lief aus der nämlichen Tür, durch die er vorm Jahre hereingekommen war, wieder hinaus. Nachher hat der Zeller in den Zwölften die Tür immer zeitig zugemacht. – Aehnlich ein Bericht aus Bakum: Im Orte Bakum stand früher ein Haus, daß man Franz' Haus nannte. Die Bewohner haben eines Abends in den Zwölften die Haustür offen gelassen. Auf einmal gibt's ein Heulen und Gebelfe im Hause, als wenn sich auf der Tenne viele Hunde beißen. Die Hausgenossen stürzen aus der Stube, sehen aber nichts, alles ist ruhig, nur hinter dem Feuerherd liegt ein dicker Stein, der vorher nicht da war. Am andern Morgen steht der Brotschrank offen, und[460] alles Brot ist fort. Von da an haben sie täglich den Brotkorb voll geschnitten, und am Morgen ist er jedesmal leer gewesen. Mit Ende der Zwölften ist auch der Stein hinter dem Feuer, den man immer unberührt gelassen, fort gewesen, auch ist seitdem nicht mehr das Brot aus dem Schrank verschwunden.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CDLX460-CDLXI461.
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