Fünftes Kapitel.
Eine Lektion im Boxen.

[296] Es stand also im Schicksalsbuch geschrieben, daß Summy Skim, nachdem er Ben Raddle nach Klondike begleitet hatte, diesem auch nach dem höchsten Norden Amerikas folgen sollte. Widersetzt hatte er sich dem ja nach Kräften, auch alle nur möglichen Einwände gegen diese neue Expedition ins Feld geführt, und schließlich... ja, schließlich hatten wenige Worte eines jungen Mädchens genügt, seinen »unbeugbaren« Widerstand in zehn Sekunden zu brechen.

Ob er wohl eine Niederlage nicht selbst ein wenig gewünscht haben mochte? Denn daß Summy Skim den Mut gehabt haben sollte, den Weg nach Montreal ohne Ben Raddle einzuschlagen, oder die nötige Geduld, dessen Rückkehr unter verhältnismäßig bequemen Umständen in Dawson zu erwarten, das war doch mehr als zweifelhaft.

Diese Fragen werden freilich für immer unbeantwortet bleiben, da sich Summy Skim ja dafür entschieden hatte, seinem Vetter zur Besitznahme des Golden Mount zu folgen.

»Wenn man einmal nachgibt, sagte er für sich, dann muß man leider immer nachgeben. Dafür habe ich freilich nur mich selbst anzuklagen. Ach, Green Valley, Green Valley, wie fern bist du von mir!«


Der Scout fühlte seine Grundsätze doch etwas erschüttert. (S. 299.)
Der Scout fühlte seine Grundsätze doch etwas erschüttert. (S. 299.)

Wir brauchen wohl nicht zu betonen, daß es im Grunde nur um der Form willen war und darum, daß er sich den eignen Widerspruch ersparen wollte, daß Summy Skim seinen Klagen in dieser Weise Luft machte. Gewiß sehnte er sich immer nach Green Val[296] ley, doch in ihm regte sich daneben noch etwas andres, was er nicht so recht erklären konnte. Er fühlte sich so leicht, so lustig wie ein Kind und die Aussicht auf die jedenfalls recht beschwerliche Reise machte ihm keinerlei Sorge mehr. Wahrscheinlich verlieh das ihm winkende Jagdvergnügen dem guten Summy diese Luft zu Abenteuern.[297]

Da der Frühling sehr zeitig eintrat, war der Scout schon in den ersten Tagen des Mai wieder in Dawson City eingetroffen. Der Marsch über den Chilkoot sowie die Bootsfahrt über die Seen und auf dem Lewis River waren eher und auch leichter als gewöhnlich auszuführen gewesen. Wie vor acht Monaten verabredet worden war, meldete sich jetzt Bill Stell bei den beiden Vettern, um sich ihnen als Führer auf der Rückreise nach Skagway zur Verfügung zu stellen; von hier aus sollte sie ein Dampfboot nach Vancouver weiterbefördern.

Bill Stell zeigte sich gar nicht verwundert, als er hörte, daß sich die Absichten Ben Raddles bezüglich des Zeitpunktes der Rückreise verändert hätten. Er wußte nur zu gut, daß in Klondike bald festwurzelte, wer nur den Fuß auf dessen Boden gesetzt hatte. War es mit dem Ingenieur auch gerade so weit noch nicht, so schien er doch noch gar nicht willens zu sein, für die Rückkehr nach Montreal sein Bündel zu schnüren.

»Na also? sagte der Scout lächelnd zu Summy Skim.

– Nun ja, es ist eben, wie es ist, lieber Bill.«

So lautete Summys ganze Antwort.

Er war aber weniger kurz angebunden, als er vernahm, daß der Scout bereit wäre, den neuen Zug mitzumachen, er sprach vielmehr seine Befriedigung über diese Erklärung in längerer Rede aus.

Wahrlich, das wäre ein vortrefflicher Gedanke; Ben Raddle hatte recht gehabt, zu glauben, daß er keinen zuverlässigeren Mithelfer haben könne als den Scout, und um diesen als solchen zu gewinnen, hatte er ihm den eigentlichen Zweck der Expedition mitgeteilt. Das bisher allen andern gegenüber bewahrte Geheimnis des Franzosen Jacques Ledun, das Geheimnis, in das jetzt nur Summy Skim und die beiden Cousinen Edgerton eingeweiht waren, das hatte er nicht gezögert, auch Bill Stell zu eröffnen, auf den er nun einmal das größte Vertrauen setzte.

Zuerst wollte dieser an das Vorhandensein des Golden Mount allerdings nicht glauben. Wohl hatte er gerüchtweise davon gehört, meinte aber, daß da nichts Reelles dahinter sein werde.

Als Ben Raddle ihm aber die Geschichte Jacques Leduns erzählt und ihm die Landkarte gezeigt hatte, worauf der Goldvulkan eingezeichnet war, da zeigte sich der Scout minder ungläubig und allmählich kam er auch zu der Überzeugung, die den Ingenieur schon so lange erfüllte.[298]

»Kurz und gut, lieber Scout, schloß dieser seine Worte, daß dort unabschätzbare Reichtümer lagern, ist gar nicht anzuzweifeln. Wenn es mir gelungen ist, Sie davon zu überzeugen, warum wollen Sie dann nicht mit uns gehen, sich Ihren Anteil zu holen?

– Das soll eine Einladung sein, Sie nach jenem Golden Mount zu begleiten? erwiderte Bill Stell.

– Mehr als uns begleiten, Scout: Sie sollen uns führen. Sind Sie denn noch niemals in die Gebiete des hohen Nordens gekommen? Wenn unser Zug dahin erfolglos sein sollte, werde ich Ihre Dienste gern reichlich bezahlen; hat er aber Erfolg, warum sollten Sie da nicht mit vollen Händen aus dem vulkanischen Panzerschrank schöpfen?«

So sehr der wackre Scout auch Philosoph war, fühlte er seine Grundsätze jetzt doch etwas erschüttert. Eine solche Gelegenheit war ihm ja noch niemals geboten worden.

Nur vor der Länge der Reise schreckte er noch ein wenig zurück. Der beste Weg führte da in gebrochner Linie durch das Fort Macpherson, das er schon früher besucht hatte, und die zu überwindende Strecke betrug mehr als sechshundert Kilometer.

»Ganz recht, bemerkte der Ingenieur auf eine diesbezügliche Äußerung, es ist etwa die gleiche Entfernung, wie die von Skagway nach Dawson City, und vor der ist Ihnen nicht bange gewesen.

– Gewiß nicht, Herr Raddle, und ich füge da auch noch hinzu, daß das Land zwischen Dawson City und Fort Macpherson weniger Schwierigkeiten als jene Strecke bietet. Doch um von da aus nach der Mündung des Mackensie zu gelangen, das ist gar ein ander Ding!

– Warum immer das Schlimmste annehmen? entgegnete Ben Raddle. Sechshundert Kilometer sind doch in einem Monate bequem zurückzulegen.«

Das war tatsächlich möglich, vorausgesetzt, daß in dem Zeitraume keiner der mißlichen Zwischenfälle eintrat, die in hohen Breiten recht häufig vorkommen.

Bill Stell zögerte noch.

Lange konnte das jedoch nicht anhalten. Zu dem Ersuchen Ben Raddles kam noch das Nelutos, der höchst erfreut war, seinen Herrn wiederzusehen, und das Zureden Summy Skims, der sich in demselben Sinne mit überzeugender Gewandtheit äußerte, sowie das Jane Edgertons, deren Überredungskunst kaum zu widerstehen war.[299]

Recht damit hatten ja alle: von dem Augenblicke an, wo die Reise beschlossen war, wurde die Unterstützung des Scouts höchst wertvoll und vermehrte entschieden die Aussichten auf einen guten Erfolg.

Neluto, dem der eigentliche Zweck der Expedition noch unbekannt war, schmunzelte geradezu vor Verlangen. Welch herrliche Jagdausflüge mußten sich doch in der fast noch gar nicht besuchten Gegend unternehmen lassen!

»Ja, man muß nur wissen, wem diese schönen Jagden schließlich vorbehalten sind, ließ sich Summy Skim vernehmen.

– Wem?... Natürlich uns, antworte Neluto, etwas verwundert über diese Bemerkung.

– Wenigstens wenn wir nicht selbst die sind, die gejagt werden,« erwiderte Summy, der Neluto damit bemerklich machen wollte, daß er es diesmal schlecht getroffen hätte, sich in so bestimmter Weise auszusprechen.

Durch jene hochnördlichen Gebiete streifen in der guten Jahreszeit nämlich vielfach Rotten von Indianern, von denen man sich nie etwas Gutes zu versehen hat und gegen die die Agenten der Hudsonbai-Gesellschaft oft gezwungen waren, sich ernsthaft zu verteidigen.

Die nötigen Vorbereitungen wurden nun schnell getroffen. Bereit, mit seinen Leuten nach Norden wie nach Süden aufzubrechen, besorgte sich der Scout ohne Schwierigkeit, was dazu nötig war: Lastwagen, ein tragbares Boot, Zelte und Maultiergespanne, deren Ernährung durch das im Sommer mit üppigem Grün bedeckte Gelände gesichert war und die hier Hundegespannen allemal vorzuziehen sind. Was die Lebensmittel anging, konnte man sich diese – ganz abgesehen von der zu erwartenden Ausbeute der Jagd – für mehrere Monate leicht genug beschaffen, da solche jetzt in Dawson City reichlich vorhanden waren, das die Gesellschaften, die auch an die Lagerstätten von Klondike liefern, sobald die Verbindung zwischen Skagway und Vancouver wieder eröffnet ist, damit fast in Überfluß versorgt hatten. An Schießbedarf fehlte es ebensowenig und wenn man genötigt wäre, zu den Flinten zu greifen, so würden diese nicht stumm bleiben.

Die Karawane unter der Führung des Scout sollte aus den beiden Vettern, Jane Edgerton, Neluto mit seinem Wagen und Pferde bestehen, zu denen noch außer Patrick Richardson neun Kanadier kamen, die auf dem Claim Nummer 129 gearbeitet hatten, und endlich sechs Leute Bill Stells; zusammen ergab das also einundzwanzig Personen. Die mäßige Zahl von Prospektoren mußte jedoch[300] genügen für die Ausbeutung des Golden Mount, wo nach Jacques Leduns Rede die Arbeit nur darin bestand, die im Krater des erloschnen Vulkans lagernden Pepiten aufzulesen.

Der Zug, dessen Zweck und Ziel zunächst noch immer nur Ben Raddle, Summy Skim, Jane Edgerton und der Scout kannten, wurde möglichst sorgsam und doch so eifrig vorbereitet, daß der Aufbruch für den 6. Mai bestimmt werden konnte.

Es kann dabei nicht wundernehmen, daß Ben Raddle vor der Abreise aus Dawson City noch ein letztes Mal erfahren wollte, wie die Dinge mit den Claims am Forty Miles Creek lägen. Auf sein Geheiß begaben sich die Werkführer und Neluto nach der Stelle, wo sich früher die Erbschaft von Onkel Josias befand.

Hier fanden sie die Verhältnisse noch unverändert. Der Claim 129 wie der Nummer 131 und wie viele andre Claims an beiden Seiten der Grenze waren noch völlig überflutet. Durch das Erdbeben aufs Zehnfache verbreitert, folgte der Rio noch immer seinem neuen Bette. Ihn abzulenken und in das alte schmälere Bett zurückzudrängen, wäre vielleicht eine unmögliche, auf jeden Fall eine sehr schwierige und kostspielige Arbeit gewesen, an die vorläufig kein Mensch dachte. Lorique erklärte deshalb auch bei seiner Rückkehr, daß alle Hoffnung, die alten Lagerstätten wieder zu bearbeiten, für immer aufzugeben sei.

Am 5. Mai war alles fix und fertig. Am Nachmittag begaben sich Ben Raddle und Summy Skim noch einmal nach dem Krankenhause, um sich von Edith und dem Arzte der Anstalt zu verabschieden.

Sie trafen hier zunächst die beiden Cousinen, die diesen letzten Tag beieinander verbrachten. Edith erschien wie immer ruhig und gefaßt. Was sie von der ganzen Reise halten mochte, hätte freilich niemand sagen können.

»Ja, darüber habe ich kein Urteil, antwortete sie auf eine diesbezügliche Frage, die Ben Raddle an sie gerichtet hatte. Ein jeder gestaltet sich das Leben, wie es ihm gefällt. Wichtig ist doch allein, daß man, was man tut, auch nach besten Kräften ausführt.«

Das Gespräch dehnte sich über zwei Stunden hin aus. Merkwürdigerweise wurde es aber fast ausschließlich zwischen Summy und Jane geführt. Je länger es dauerte, desto hartnäckiger schwiegen Ben Raddle und Edith, als ob sich ihrer von Minute zu Minute eine fixe Idee mehr und mehr bemächtigt hätte.[301]

Als die Zeit der Trennung herangekommen war, schloß sie Summy in lustiger Weise ab.

»Das Programm, sagte er, lautet also: Keine Sentimentalität! Laßt uns guter Dinge sein! Vor Winters Anfang sind wir zurück, höchstens seufzend unter der Last der schönsten Pepiten!

– Möge der Himmel dich hören!« murmelte Ben Raddle mit einer Art Müdigkeit, während er Edith die eine Hand entgegenstreckte, die diese schweigend drückte.

Als die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte und sie sich anschickten, noch den Doktor Pilcox aufzusuchen, wendete sich Summy mit einer gewissen Lebhaftigkeit an seinen Vetter.

»Was zum Kuckuck hast du denn? fragte er. Du siehst ja aus, als hätte man dir die Butter vom Brot gestohlen, und Fräulein Edith machte auch ein Gesicht wie saure Milch. Das ist ja recht ermutigend. Du hast wohl keine Lust mehr zu unsrer Fahrt?«

Ben Raddle schien mit Mühe ihn belästigende Gedanken zu unterdrücken.

»Du beliebst wohl zu scherzen,« antwortete er nur.

Der Doktor Pilcox äußerte seine Anschauung der Dinge in folgender Weise:

»Ah, da steht Ihnen ja eine herrliche Reise bevor, denn das Land da unten muß noch schöner sein als das hier in Klondike, das sich übrigens doch auch schon sehen lassen kann. Dazu kommt, wenn Sie jetzt eine Richtung nach Süden einschlügen, wären Sie auf dem Rückwege nach Montreal und wir würden Sie wahrscheinlich nie wiedersehen, Sie müßten denn von da unten noch einmal herauskommen, wo Sie uns dann in Dawson wiederfänden!«

Ben Raddle benützte das Ende des Tages noch zu einer letzten Besprechung mit Lorique. Was die beiden untereinander ausmachten, davon erfuhr Summy – glücklicherweise – nichts, denn er würde ernstlichen Widerspruch erhoben haben, wenn er den Gemütszustand seines Vetters gekannt hätte.

Unter den langen Zwiegesprächen, die er schon seit so vielen Monaten mit dem Werkführer pflog, war der Ingenieur vollständig von dem Goldfieber gepackt worden, das Summy so gründlich verabscheute. Lorique, ein fast übereifriger Goldgräber, der beinahe sein ganzes Leben dieser aufregenden Tätigkeit gewidmet hatte, hatte Ben Raddle allmählich mit seinen Ideen erfüllt. Der Diener hatte den Herrn sozusagen heimlich angesteckt und dieser war dadurch so weit gekommen, daß er die Aufsuchung und Ausbeutung von Goldadern oder[302] -Ablagerungen für das ausschließliche Ziel seines Lebens ansah. Die Heimreise nach Montreal war in seiner Vorstellung in eine unbestimmte Zukunft zurückgewichen. Sein ganzes Interesse konzentrierte sich nur um Klondike, um diese unerschöpfliche Quelle von Aufregungen, wie sie der in ihm schlummernde Spieler vor allem liebte.

Ben Raddle hatte sich dafür entschieden, daß Lorique an der bevorstehenden Expedition nach dem Norden nicht teilnehmen sollte. In Dawson zurückbleibend, erhielt er den Auftrag, sich über alle die Minenindustrie betreffenden Vorgänge und Ereignisse auf dem Laufenden zu erhalten. Wenn sich ihm Gelegenheit zu einem günstigen Geschäfte böte, sollte er in der Lage sein, es selbst sogleich abzuschließen.

Nachdem alles in dieser Weise geordnet war, verließ die Karawane am Morgen gegen fünf Uhr Dawson auf dem Wege durch das hochgelegene Stadtviertel am rechten Ufer des Klondike und wendete sich nun dem Nordosten zu.

Das Wetter war höchst günstig; ein klarer Himmel bei schwachem Winde und einer zwischen fünf und sechs Grad über Null liegenden Temperatur. Der Schnee war größtenteils weggeschmolzen, nur da und dort schimmerten noch weiße Stellen auf dem schon mit jungem Gras bewachsenen Erdboden.

Daß die Reiseroute sorgsam festgestellt worden war, braucht wohl nicht erst hervorgehoben zu werden. Der Scout hatte die Reise von Dawson City nach Fort Macpherson schon früher gemacht und auf die Treue seines Gedächtnisses konnte man sich getrost verlassen.

Das Gebiet, durch welches der Weg führte, war im ganzen ziemlich eben und nur von einigen Rios durchschnitten, von denen die ersten dem Yukon oder dem Klondike River zuströmten, die andern aber, die jenseit des Polarkreises, Nebenflüsse des Peel River waren, der längs der Felsenberge hinzieht, bis er sich schließlich in den Mackensie ergießt.

Auf diesem ersten Teile der Reise, wenigstens zwischen Dawson City und Fort Macpherson, boten sich dem Fortkommen keine besondern Schwierigkeiten. Nach dem Schmelzen des letzten Schnees würden die Rios ja auch auf ihren gewöhnlichen Wasserstand zurückkehren, wobei sie leicht zu überschreiten waren, während sie für alle Bedürfnisse der Truppe doch immer noch genug Wasser enthielten.

Wenn die Gesellschaft dann den Peel River erreicht hatte, sollte entschieden werden, wie der letzte Teil der Reise auszuführen wäre.[303]

Infolge einer sehr menschlichen Autosuggestion brachen alle, vielleicht mit Ausnahme Summy Stims und Patrick Richardsons, mit bester Hoffnung auf das Gelingen der Expedition auf. Summy Skim beschränkte sich noch immer darauf, sich keine eigne Meinung zu bilden und sich jedes Gedankens über den Zweck der Reise zu entschlagen. Nach langem und nutzlosem Widerstreben machte er sich lustig – ohne zu wissen warum – mit auf den Weg und behielt immer eine rosige Laune.

Was Patrick betraf, so bildete sich auch dieser kein eignes Urteil, wenn man annimmt, daß er das überhaupt imstande gewesen wäre.

»Morgen reisen wir ab, Patrick, hatte Jane am letzten Abend zu ihm gesagt.

– Schön, Herr Jean,« hatte darauf der treue Riese geantwortet, dem der Wechsel des Geschlechts seines jungen Herrn gar nicht aufgefallen zu sein schien.

Die übrigen, wenigstens die, die ins Vertrauen gezogen worden waren, also Ben Raddle, Jane Edgerton und selbst Bill Stell, nahmen das Vorhandensein des Golden Mount und seiner Schätze als einen Glaubensartikel an. Der Rest der Truppe folgte mehr vertrauensselig; die Leute wußten ja nur, daß es sich zum Zwecke des Goldsuchens um eine Reise nach dem Norden handelte, und berauscht von einem unbegründeten Optimismus, erwogen sie schon im voraus die Ergebnisse. Ben Raddle war und blieb in bester Gemütsverfassung. Man raunte einander zu, daß der Scout ihm »einen Floh ins Ohr gesetzt hätte« und daß man mit tödlicher Sicherheit fabelhaften Reichtümern entgegenziehe, die der Ingenieur mit einem Schlage aus der Erde zu heben verstehen würde.

Unter diesen glücklichen Umständen wurde Dawson City verlassen. Von der Stadt aus fuhr der von Neluto geführte Wagen, worin die beiden Vettern und Jane Edgerton Platz genommen hatten, ziemlich schnell dahin. Bald aber mußte er seine Geschwindigkeit mäßigen, da die andern stark belasteten Zugtiere ihm nicht mehr folgen konnten. Immerhin gelang es, die ersten Etappen ohne zu große Anstrengung für die Menschen und die Tiere zurückzulegen, da die unabsehbare Ebene keine Hindernisse aufwies. Um den Maultieren eine Erleichterung zu verschaffen, legten die Männer wiederholt größere Wegstrecken zu Fuß zurück. Ben Raddle und der Scout sprachen dann über das, was ihre Gedanken ja immer in Anspruch nahm. Summy Skim und Neluto suchten dagegen das Land rechts und links vom Wege ab und da es an Wild hier nicht fehlte, gelang ihnen mancher gute Schuß. Noch bevor es dann Nacht wurde, die zu dieserZeit und in so hoher Breite noch ziemlich zeitig eintrat, wurde bis zum folgenden Morgen ein schnell aufgeschlagnes Lager bezogen.


Der Bär rieb sich mit der Tatze das ausgeschlagne Auge... (S. 311.)
Der Bär rieb sich mit der Tatze das ausgeschlagne Auge... (S. 311.)

Am 16. Mai, zehn Tage nach dem Aufbruche aus Dawson City, war es, wo die Karawane etwas oberhalb des sechsundsechzigsten Parallelkreises den Polarkreis überschritt. Auf dem ersten Teile der Fahrt hatte sich nichts Besondres ereignet. Man war nicht einmal Indianerhorden begegnet, die von den Agenten der Hudsonbai-Gesellschaft noch immer eifrig verfolgt und weiter nach Westen verdrängt werden.

Das Wetter blieb schön, der Gesundheitszustand ließ nichts zu wünschen übrig. Das kraftstrotzende, an Beschwerden gewöhnte Personal schien von der Reise nicht zu leiden. Die Zugtiere fanden reichliches Futter auf den grünenden Wiesen. Das Lager für die Nacht konnte man immer in der Nähe eines klaren Wasserlaufs am Saume von Wäldern mit Fichten, Birken und Espen errichten, die sich in der Richtung nach Nordosten über Sehweite hin ausdehnten.

Das Bild des Landes veränderte sich dann langsam. Am östlichen Horizont ragte schon der Kamm der Felsengebirge auf. In diesem Teile Nordamerikas ist die Ebene schon durch die ersten, von ihnen ausgehenden Bodenwellen unterbrochen, die sich, immer höher werdend, dann durch die Neue Welt in deren ganzer Länge fortsetzen.

Einige Kilometer nach dem Passieren des Polarkreises mußte die Karawane in einem Flusse nahe an seiner Quelle durch eine Furt ziehen. Der Fluß selbst verlief nach Nordwesten, wo er in die Porcupine mündete.

Infolge eines Netzes von Creeks ebenso wie infolge der Unebenheiten des Bodens wurde der Weg nördlich vom jenem Flusse ziemlich beschwerlich und trotz der äußersten Vorsicht Nelutos kamen Brüche an den Rädern und den Federn des Wagens mehrfach vor.

Keinem fiel es jedoch ein, sich über derlei Schwierigkeiten zu wundern. Man hatte doch gar nicht erwartet, in dieser Gegend etwa makadamisierte und mit Gaslaternen beleuchtete Straßen zu finden. Nur Bill Stell, der früher schon denselben Weg zurückgelegt hatte, schien einigermaßen erstaunt zu sein.

»Der Weg, sagte er eines Tags, als die Karawane durch einen engen Hohlweg dahin zog, schien mir doch nicht so schlecht zu sein, als ich vor zwanzig Jahren hier durchkam.

– Er hat sich inzwischen aber doch sicherlich nicht verändert, meinte Summy Skim.[307]

– Vielleicht ist das nur eine Folge des letzten, so strengen Winters, bemerkte dazu der Ingenieur.

– Ja, das denke ich auch, Herr Ben, antwortete der Scout. Die Kälte ist eine so außerordentliche gewesen, daß der Frost sehr tief in die Erde eingedrungen ist. Übrigens möchte ich dringend empfehlen, sich vor Schlaglawinen in acht zu nehmen.«

In der Tat wurden solche zwei- oder dreimal beobachtet. Gewaltige, durch Unterwaschung aus dem Gleichgewichte gekommene Blöcke von Quarz und Granit polterten springend die Abhänge herunter und brachen oder zerschmetterten die Bäume auf ihrem Wege. Es hatte auch einmal nicht viel gefehlt, daß einer der Karren samt dem Gespann einem solchen Absturze schwerer Steinmassen zum Opfer gefallen wäre.

Die an den nächsten zwei Tagen zurückzulegenden, übrigens keineswegs langen Wegstrecken verursachten recht ernste Beschwerden. Das hatte Verzögerungen zur Folge, gegen die Ben Raddle herzhaft wetterte, während Summy Skim sie mit der Ruhe des Philosophen hinnahm.

Ihn lockte das gleißende Gold ja nicht. Da er hatte darauf verzichten müssen, mildere Klimate aufzusuchen, so galt es ihm gleich, seine Zeit auf einer Reise oder anderswie zu verbringen. Übrigens mußte er sich wohl oder übel gestehen, daß er sich hier vorläufig ganz glücklich fühlte.

»Er ist erstaunlich, dieser Ben, sagte Summy wiederholt zu Jane Edgerton. Der reine Tollkopf!

– Keineswegs, widersprach ihm Jane, er hat nur große Eile, weiter nichts.

– Eile? erwiderte Summy. Warum denn Eile?... Er verdirbt sich immer die Gegenwart mit seiner Sorge für das Morgen. Ich will aber meines Lebens froh werden und nehme die Dinge, wie sie eben kommen.

– Ja, Herr Raddle hat dagegen einen bestimmten Zweck im Auge. Er zieht gerade auf den Golden Mount zu; der Weg, um diesen zu erreichen, ist für ihn nur ein Mittel, das ihn nicht interessiert.

– Der Golden Mount – wenn's den überhaupt gibt – erwiderte Summy, wird aber in vierzehn Tagen noch an derselben Stelle sein wie nach achten. Ich hoffe übrigens sehr, daß wir uns in Fort Macpherson einmal eine wohlverdiente Rast gönnen. Nach einem solchen ewigen Trab sehnt man sich danach, die Glieder einmal wieder in einem Bette auszustrecken.[308]

– Wenn es in Fort Macpherson überhaupt Gasthäuser gibt!«

Der darüber befragte Scout erklärte, daß das nicht der Fall wäre.

»Fort Macpherson, sagte er, ist nur ein befestigter Posten für die Angestellten der Pelzhandelsgesellschaft. Zimmer sind darin allerdings vorhanden.

– Na, wo es Zimmer gibt, wird es wohl auch Betten geben, meinte Summy Skim, und ich wäre wahrlich nicht böse darüber, meine Beine darin zwei bis drei ruhige Nächte hindurch ausstrecken zu können.

– Erst heißt's aber, dort anzukommen, unterbrach ihn Ben Raddle, und dazu darf nicht unnötig Halt gemacht werden.«

Die Karawane zog also so schnell weiter, wie es die Windungen und die Hindernisse der Engpässe erlaubten. Trotz allem Drängen Ben Raddles dauerte es doch fast eine Woche, ehe die Reisegesellschaft durch die Berggegend gekommen und am Peel River eingetroffen war.

Erst am Nachmittage des 21. Mai wurde dieser erreicht und unverzüglich überschritt man den wichtigen Nebenfluß des Mackensie, und zwar mit Hilfe der letzten Schollen des Eisgangs, die ihn noch erfüllten. Vor Eintritt der Nacht waren die Menschen und alles Material nach dem rechten Ufer befördert, wo nun unter dem Gezweig großer Seesichten das Nachtlager aufgeschlagen wurde. Sobald die Zelte aufgestellt waren, beschäftigte man sich mit dem stets ungeduldig erwarteten Abendessen.

Es war jedoch bestimmt, daß der Tag nicht ohne einen dramatischen Zwischenfall schließen sollte. Kaum hatten sich alle unter den Bäumen häuslich eingerichtet, als einer der Kanadier, der ein Stück am Flusse hinuntergegangen war, eiligen Laufes und mit furchtverzerrten Zügen zurückkam.

»Achtung!... Achtung!« rief er, sobald er sich in Hörweite befand.

Alles sprang bunt durcheinander auf. Nur Summy bewahrte als leidenschaftlicher Jäger genug Kaltblütigkeit, gleich nach seinem Gewehr zu greifen.

In einem Augenblicke stand er bereit, Feuer zu geben.

»Indianer? fragte er.

– Nein, antwortete der Scout, hier handelt sich's um Bären.«

Wirklich hatte sich ein Trio von mächtigen Bären dem Fliehenden an die Fersen geheftet, die allerdings furchterweckend genug aussahen und zu der Art der Grislibären gehörten, die so zahlreich in den Schluchten der Felsengebirge hausen.[309]

Trieb diese Bären jetzt etwa der Hunger? Das war wahrscheinlich, wenigstens nach ihrem furchtbaren Brummen zu urteilen, das alle Zugtiere so erschreckte, daß sie durchgehen wollten.

Das verschlimmerte noch die allgemeine Verwirrung und die drei Bären erschienen schon im Lager, ehe dessen Insassen einigermaßen zu seiner Verteidigung gerüstet waren.

In der ersten Reihe der Bedrängten befand sich zufällig Jane Edgerton. Sie versuchte zurückzuweichen, zu entfliehen, es lag aber auf der Hand, daß ihr dazu die Zeit fehlte. Mit einem Sprunge stand da Summy vor dem jungen Mädchen, brachte das Gewehr in Anschlag und gab schnell hintereinander zwei Schüsse ab.

Summy fehlte sein Ziel niemals, das behauptete er wenigstens selbst und auch jetzt lieferte er dafür einen weitern Beweis. Zwei ins Herz getroffne Bären brachen zusammen, um sich nie wieder zu erheben.

Nun blieb noch ein dritter übrig. Unbekümmert um das Abschlachten seiner Genossen stürmte der Bär in vollem Laufe heran. Binnen einer Sekunde mußte er den jetzt wehrlosen, unglücklichen Summy mit den Krallen seiner mächtigen Vorderbeine gepackt haben. Summy aber ergriff, entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, das Gewehr am Laufe, um es als Keule zu benützen, und erwartete stehenden Fußes den grimmigen Feind.

Plötzlich aber schwenkte der Bär um. Von der Seite angegriffen, mußte er sich einem neuen Feinde zuwenden, der kein andrer als Patrick Richardson war. Ohne andre Waffen als die, womit er von der Natur ausgestattet war, war der Irländer zur Hilfe herbeigeeilt und nach den Regeln des richtigen »Pantoffelkampfes« hatte er der rechten Seite des Bären einen so wuchtigen Fußtritt versetzt, daß dem wilden Tiere vorläufig alle Angriffslust verging.

Der Bär drehte sich reichlich ein Viertel um sich selbst und während er ein schreckliches Wutgeheul ausstieß, stürzte er doch noch einmal auf den Tollkühnen zu, der ihn so trotzig herausforderte. Die Zuschauer des sich so schnell abspielenden Auftritts stießen einen Schreckensschrei aus; nur Patrick zeigte keine Spur besondrer Erregung.

Es war wirklich ein sehenswertes Schauspiel: Auf der einen Seite das riesige Tier, welches mit allen Zeichen aufflammender Wut, mit der Blindheit des Raubtiers und drohend erhobenen Tatzen nach vorwärts stürzte, und auf der andern ein physisch prächtiger Vertreter der Menschenrasse, der wohl ebenso groß und[310] kraftvoll, nur nicht so gut zum Kampfe ausgerüstet war wie sein schrecklicher Gegner, der aber, auf wie tiefer geistiger Stufe er auch stehen mochte, die Minderwertigkeit seiner Waffen durch die nur dem Menschen verliehene Intelligenz auszugleichen wußte.

Man hätte glauben können, eine Szene aus vorgeschichtlicher Zeit vor sich zu haben, wo unsre Ahnen sich die unbekannte und sozusagen feindselige Erde allein durch die Kraft ihrer Muskeln erobern mußten.

Auch diesmal siegte wieder die Intelligenz. Genau in dem Augenblicke, wo der Bär Patrick in seinen behaarten Pranken erwürgen wollte, traf die Faust des Irländers, schnell wie ein Blitz und wuchtig wie das Geschoß eine Katapults das Maul des Angreifers.

Es war ein furchtbarer Schlag. Der Bär wankte auf den Hinterbeinen und sank rückwärts zusammen, Patrick lächelte zwar ein wenig vor sich hin, sprach aber kein Wort, sondern hielt sich nur bereit, einem neuen Angriff zu begegnen.

Dieser ließ nicht auf sich warten. Kaum niedergestürzt, erhob sich der Bär mit blutendem Maule schon wieder. Toll vor Wut, drang er aufs Geratewohl auf seinen Feind ein.

Patrick bewahrte seine Kaltblütigkeit wie bisher. Im günstigen Augenblicke hämmerten seine beiden Fäuste jetzt gleichzeitig auf das Raubtier los. Die rechte traf das eine Auge des Bären und die andre dessen Maul mit solcher Gewalt, daß sofort das Blut daraus hervorspritzte und man die Fangzähne darin brechen hörte.

Wiederum fiel der Bär nach rückwärts und nochmals wartete Patrick wahrhaft edelmütig, daß er sich wieder erheben sollte, um das Spiel von neuem zu beginnen. Loyaler hätte es auch bei dem strengsten römischen Zweikampf nicht hergehen können.

Der Bär erhob sich jetzt aber weniger schnell als nach seinem ersten Falle. Endlich versuchte er es, kam aber nur auf sein Hinterteil zu sitzen. Er gab keinen Laut mehr von sich und brummte nicht einmal mehr. Verzweifelt rieb er nur mit der Tatze das ausgeschlagne Auge und leckte sich die blutenden Lefzen ab.

Des Wartens überdrüssig und mit geballter Faust machte Patrick einen Schritt auf den Bären zu, der sofort um ebensoviel zurückglitt. Der Irländer machte einen zweiten und noch einen dritten Schritt, wobei sein Gegner wieder[311] ebensoviel zurückwich. Drei Minuten dauerte die seltsame Verfolgung zur größten Verwunderung der Zuschauer.

Jetzt wurde Patrick ungeduldig; der Sache mußte ein Ende gemacht werden. Überzeugt, daß er den Feind, wenn dieser entfloh, nicht erreichen, und einsehend, daß er ohne ein Wurfgeschoß nichts weiter ausrichten könnte, bückte er sich, um einen großen Stein aufzuheben, den er gegen das Tier in der Hoffnung schleudern wollte, daß dadurch der Kampf noch einmal entbrennen würde.

Daraus wurde jedoch nichts. Als der Bär die drohende Haltung des Irländers bemerkte, verzichtete er auf alles weitere. Die erhaltne Lektion hatte ihm offenbar genügt. So ließ er sich denn auf seine vier Pfoten fallen und trat in kurzem Trab wie beschämt den Rückzug an, wobei er sich so viel wie möglich zusammenzog und mit dem einen Auge nur noch einen furchtsamen Blick auf seinen Überwinder warf.

Wenige Minuten später war er unter den Bäumen des Waldes verschwunden.

Ein homerisches Gelächter, begleitet von donnerndem Beifallsruf, begrüßte die unerwartete Lösung des Dramas. Alle drängten sich um Patrick und beglückwünschten ihn.

»Herzlichen Dank, Patrick, sagte Summy Skim mit aufrichtiger Wärme, während er die Hand seines Retters drückte.

– Ja, tausend Dank, wiederholte Jane gegen den Riesen. Dank und Bravo für die Tat!«

Patrick schien die Anwesenheit Summys gar nicht zu bemerken. Er wendete sich seiner jungen Herrin zu, die überhaupt für ihn auf der Erde nur allein da war.


Es gelang dem Scout, eine Furt zu entdecken. (S. 320.)
Es gelang dem Scout, eine Furt zu entdecken. (S. 320.)

»Es ist ja nicht der Rede wert, sagte er bescheiden. Das Tier, sehen Sie, Herr Jean, das verstand nur nichts vom Boxen!«[312]

Quelle:
Jules Verne: Der Goldvulkan. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LXXXIX–XC, Wien, Pest, Leipzig 1907, S. 296-305,307-313,315.
Lizenz:

Buchempfehlung

Lewald, Fanny

Jenny

Jenny

1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.

220 Seiten, 11.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon