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[182] Der Fluß war in diesem Theile seines Laufes jetzt ganz still und verlassen; keine einzige hellere Stelle unterbrach das entgegengesetzte Ufer. Der Lichtschein von Jacksonville verschwand hinter dem nach Norden vorspringenden Winkel, der die Camdleß-Bucht bildete. Der Widerschein davon nur schimmerte über denselben hinaus und färbte die unterste Schichte der tief herabhängenden Wolken.[182]
Bei der vollkommenen Dunkelheit der Nacht konnte die Gig leicht die Richtung nach der Barre einschlagen. Da auch aus den Fluthen des Saint-John kein Nebeldunst aufstieg, war es nicht schwer, ihm zu folgen und nöthigenfalls auch jene zu verfolgen, wenn ein conföderirtes Boot sie etwa erwartete, was Gilbert und sein Begleiter jedoch nicht fürchteten.
Beide bewahrten das tiefste Stillschweigen. Statt den Fluß hinabzusteuern, hätten sie ihn gern nur überschritten, um Texar, wenn es sein mußte, in Jacksonville selbst aufzusuchen und ihm Auge in Auge gegenüber zu stehen. Dann aber gedachten sie, stromaufwärts fahrend, alle Wälder, alle Buchten des Saint-John abzusuchen. Wenn James Burbank auch einen Mißerfolg gehabt hatte, konnten sie vielleicht mehr Glück haben, und dennoch war es nur klug gehandelt, zu warten. Wenn die Föderirten erst die Herren von Florida waren, konnten Gilbert und Mars entschieden mit größerer Aussicht auf Erfolg gegen den Spanier vorgehen. Uebrigens zwang sie ihre Pflicht, vor Tagesanbruch auf der Flottille des Commandanten Stevens zurück zu sein. Wenn die Barre noch eher als erwartet die Durchfahrt gestattete, mußte der junge Schiffslieutenant an seinem Posten und Mars ebenso an dem seinigen sein, um die Kanonenboote durch den Canal zu lootsen, dessen Tiefe letzterer in jeder Minute der steigenden Fluth genau kannte.
Mit Kraft und Gewandtheit handhabte der im Hintertheile der Gig sitzende Mars seine Pagaie. Vor ihm beobachtete Gilbert aufmerksam den Flußlauf, um jedes sich bietende Hinderniß oder jede Gefahr – ein Boot oder einen herabtreibenden Baumstamm – zu signalisiren. Nachdem sie sich in schräger Richtung vom rechten Ufer entfernt, um in die Mitte des Wasserlaufes zu kommen, brauchte das leichte Fahrzeug nur der Strömung zu folgen, in der es sich schon allein halten mußte. Bis dahin genügte seitens Mars eine geringe Bewegung nach Back- oder Steuerbord hin, um in der gewünschten Richtung zu bleiben.
Ohne Zweifel wäre es besser gewesen, sich nicht aus dem dunklen Saume der Bäume und riesenhaften Gesträuche zu entfernen, welche das rechte Ufer des Saint-John begleiten. Folgte man diesem unter dem Dache des herabhängenden Gezweiges, so verminderte das die Gefahr, bemerkt zu werden, ganz wesentlich.
Ein wenig unterhalb der Ansiedlung lenkte aber eine scharf vorspringende Landzunge des Ufers die Strömung nach der entgegengesetzten Seite ab, und hier hatte sich ein brodelnder Wirbel gebildet, der das Fortkommen der leichten Gig unendlich erschwert und verlangsamt hätte. Mars, der stromabwärts[183] nichts Verdächtiges wahrnehmen konnte, suchte deshalb baldmöglichst die lebhafte, nach der Ausmündung zu gerichtete Strömung in der Mitte zu erreichen. Von dem kleinen Hafen von Camdleß-Bay bis zu der Stelle, wo die Flottille unterhalb der Barre verankert lag, rechnete man vier bis fünf Meilen, und mit Hilfe der Ebbe, von Mars' kräftigen Armen getrieben, mußte die Gig diese Strecke bequem in zwei Stunden zurücklegen können, sie mußte also, ehe das erste Tagesgrauen die Oberfläche des Saint-John erhellte, wieder eingetroffen sein.[184]
Eine Stunde nach ihrer Einschiffung befanden sich Gilbert und Mars im freien Strome. Hier konnten sie wahrnehmen, daß das Boot zwar hinreichend schnell vorwärts kam, von der Strömung aber in der Richtung nach Jacksonville zu getragen wurde Vielleicht hielt Mars auch, ohne sich davon Rechenschaft zu geben, auf dieses Ufer zu, als ob ihn eine unwiderstehliche Anziehungskraft dahin zwänge, und doch galt es vorläufig diesen unseligen Ort zu meiden, dessen Strand gewiß sorgsamer als der mittlere Theil des Saint-John bewacht war.[185]
»Rechts, Mars, rechts!« begnügte sich der junge Officier zu rufen.
Die Gig mußte sich also inmitten der Strömung eine Viertelmeile vom linken Ufer halten.
Der Hafen von Jacksonville zeigte sich übrigens weder unbeleuchtet noch unbelebt. Zahlreiche Lichtpunkte bewegten sich hin und her auf seinen Quais oder schwankten in verschiedenen Booten auf dem Wasser. Einzelne derselben veränderten sogar sehr rasch ihre Stelle, so als wäre ein strenger Ueberwachungsdienst einer sehr umfänglichen Strecke eingerichtet worden.
Gleichzeitig deuteten Gesang und wüstes Geschrei darauf hin, daß die wilden Lustbarkeiten und widerlichen Orgien in der Stadt noch immer ihren Fortgang nahmen. Es blieb unbestimmt, ob Texar und seine Spießgesellen auch jetzt noch an die Niederlage der Bundestruppen in Virginia und an den möglichen Rückzug der föderirten Flottille glaubten, oder ob sie nur die ihnen übrig bleibenden letzten Tage benützten, sich inmitten einer von Gin und Whisky erregten Volksmenge den größten Ausschreitungen zu überlassen.
Doch wie dem auch sein mochte, jedenfalls hatte Gilbert, der die Gig immer mit der schnelleren Strömung vorwärts trieb, alle Ursache zu hoffen, daß er, schon nachdem sie bei Jacksonville vorübergekommen waren, die schlimmsten Gefahren im Rücken habe, als er Mars urplötzlich ein Zeichen gab, anzuhalten. Mindestens eine Meile unterhalb des Hafens bemerkte er nämlich eine Linie schwarzer Punkte, welche etwa den das Wasser überragenden Spitzen einer, von einem Ufer zum andern reichenden Reihe von Klippen ähnelte.
Es war das eine Reihe von dorthin verlegten Booten, welche die Barre sperrten. Wenn die Kanonenboote sich bereiteten, diese gefährliche Stelle zu überschreiten, wären diese schwachen Fahrzeuge natürlich nicht im Stande gewesen, dieselben aufzuhalten und hätten sie ihr Heil in schleunigster Flucht suchen müssen; wenn aber nur Schaluppen der Föderirten den Fluß hinauszudringen versuchten, konnten sie sich vielleicht deren Durchfahrt widersetzen. Aus diesem Grunde war in vergangener Nacht jedenfalls die Stromsperre hergestellt worden. Alle lagen bewegungslos quer über dem Saint-John und wurden entweder durch ihre Ruder oder durch Dreggs, das sind kleine, sechs bis achtarmige Bootsanker, festgehalten.
Obwohl man das nicht erkennen konnte, war doch zweifellos anzunehmen, daß sie eine zahlreiche, für den Angriff wie für die Vertheidigung wohl ausgerüstete Mannschaft trugen.[186]
Jedenfalls hatte Gilbert beobachtet, daß die Kette von Booten den Fluß noch nicht absperrte, als er diesen auf dem Wege nach Camdleß-Bay hinausfuhr. Diese Vorsichtsmaßregel war also erst nach der Vorüberfahrt der Gig ins Werk gesetzt worden, und wahrscheinlich in der Voraussetzung eines Angriffes, von dem doch jetzt, wo der junge Lieutenant die Flottille Stevens' zeitweilig verlassen hatte, gar nicht die Rede war.
Sie mußten jetzt die schon etwas hellere Flußmitte verlassen, um so gut wie möglich längs des rechten Ufers Schutz zu suchen. Vielleicht blieb das kleine Fahrzeug doch unbemerkt, wenn es vorsichtig durch das Rohrdickicht und im Schatten der Bäume am Rande hinsteuerte. Jedenfalls gab es wenigstens kein anderes Mittel, die abgesperrte Stelle des Saint-John zu überschreiten.
»Rudere ja recht lautlos, Mars, bis wir jene Linie im Rücken haben, mahnte der junge Lieutenant.
– Gewiß, Herr Gilbert.
– Wir werden sicherlich gegen manche Wirbel anzukämpfen haben, und wenn es nöthig wird, daß ich Dir helfe...
– Ich werde schon allein durchkommen,« erklärte Mars.
Er wendete mit geschicktem Drucke die Gig und trieb sie nach dem rechten Flußufer zurück, als sie sich kaum noch vier- bis fünfhundert Schritte von der Absperrung der Wasserstraße befanden.
Da das kleine Boot nicht bemerkt worden war, als es schräg über den Saint-John dahin glitt – und das hätte recht gut der Fall sein können – so erschien dessen Entdeckung jetzt, wo es in der weit dunkleren Nachbarschaft des Ufers hinstrich, nahezu unmöglich. Wenn sich das eine Ende der absperrenden Bootslinie nicht unmittelbar an dieses Ufer lehnte, war es so gut wie gewiß, daß jenes ungefährdet darüber hinaus gelangen werde. Sich freilich in das eigentliche Fahrwasser des Saint-John selbst zu wagen, wäre mehr als unklug gewesen.
Mars ruderte also inmitten der Dunkelheit hin, welche der dichte Baumvorhang nur noch tiefer machte. Er hütete sich sorgfältig, gegen Klötze und Stümpfe anzustoßen, deren Obertheil da und dort hervorragte, oder die Pinne der Pagaie klatschend aufschlagen zu lassen, obwohl er eine Gegenströmung zu überwinden hatte, welche durch hundertfachen Richtungswechsel in den brodelnden Wirbeln äußerst beschwerlich wurde. Bei der unter so ungünstigen Bedingungen erfolgenden Rückfahrt mußte Gilbert auf eine Verzögerung von mindestens einer Stunde rechnen.[187]
Gegen vier Uhr war das Boot auf der Höhe der absperrenden Fahrzeuge angelangt. Wie Gilbert vorausgesehen, war, veranlaßt durch die geringe Tiefe des Flusses an dieser Stelle, der Wasserweg längs des Ufers unbesetzt geblieben. Einige hundert Schritte weiter oben verbarg sich eine weit in den Saint-John hinausspringende, dicht bewaldete Landspitze unter einem Gewirr von Wurzelträgern und riesigen Bambusstauden.
Diese stromaufwärts noch sehr im Dunkel liegende Spitze galt es zu umschiffen. Stromabwärts freilich fehlten die grünen Massen fast gänzlich. Das mit der Annäherung an die Ausmündung des Saint-John abschüssigere Grenzland zerfiel hier in eine Reihe von Einbuchtungen und Sümpfen, welche mit ihren Zwischengliedern ein sehr offenliegendes, flaches, sandiges Vorland des eigentlichen festen Ufers bildeten. Hier erhob sich kein Baum, hier hatte die Natur keinen schützenden Vorhang gewoben, und folglich war das Wasser daselbst schon ziemlich klar erleuchtet. Desto leichter mußte es also möglich werden, einen dunklen, sich fortbewegenden Punkt, wie die Gig, die zu klein war, als daß sich beide Insassen darin hätten niederlegen können, wahrzunehmen, wenn ein feindliches Boot nur in der Nähe jener Landspitze kreuzte.
Jenseits derselben machten sich keine Wirbel mehr fühlbar; dort verlief eine lebhafte Strömung auch längs des Ufers, während die eigentliche tiefere Wasserstraße stiller war.
Konnte das Boot also diese Spitze glücklich umschiffen, so wurde es von selbst schnell nach der Barre zu gezogen und mußte bald die Ankerstelle des Commandanten Stevens erreichen.
Mars glitt mit äußerster Vorsicht längs des Landes hin. Den Unterlauf des Flusses beobachtend, schienen seine Augen die Dunkelheit durchbohren zu wollen. Er streifte mit der Gig fast das Ufer selbst und kämpfte gegen die Wasserwirbel an, welche diesseits der Spitze noch ziemlich mächtig waren. Die Pagaie bog sich unter dem Druck seiner kräftigen Arme, während Gilbert, den Blick stromaufwärts gerichtet, unablässig die Oberfläche des Saint-John überwachte.
Inzwischen näherte sich die Gig allmählich der Spitze. Nur noch wenige Minuten, und sie mußte das Ende derselben erreicht haben, das sich in Gestalt einer schmalen sandigen Landzunge weit vorstreckte. Jetzt fehlte bis dahin höchstens noch eine Strecke von dreißig bis vierzig Schritten, als Mars plötzlich anhielt.[188]
»Bist Du ermüdet, fragte der junge Lieutenant, und soll ich Dich etwa ablösen?
– Still! Kein Wort, Herr Gilbert!« antwortete Mars.
Gleichzeitig gab er mit zwei kräftigen Ruderzügen dem Boote eine scharfe Wendung, als wolle er auf den Strand auflaufen, und sobald er sich ganz nahe daran befand, ergriff er einen der über das Wasser herabhängenden Zweige, zog das Boot vollends unter diese und ließ es damit gänzlich unter dem grünen Blättergewölbe verschwinden. Gleich darauf und nachdem ihre Bootsleine um den Wurzelast eines Wurzelträgers geschlungen war, befanden sich Gilbert und Mars, die sich todtenstill verhielten, in so tiefer Finsterniß, daß sie einander selbst nicht sehen konnten.
Der ganze Vorgang hatte kaum zehn Secunden in Anspruch genommen.
Der junge Mann ergriff jetzt den Arm seines Begleiters, um diesen nach der Veranlassung des auffallenden Manövers zu fragen, als Mars, den Arm durch das Blätterdickicht steckend, ihm einen sich bewegenden Punkt auf dem minder dunklen Theile der Wasserfläche zeigte.
Es war ein von vier Mann geführtes Boot, welches der Strömung entgegenfuhr und sich nach Umschiffung der Landzunge eben anschickte, ebenfalls längs des Ufers hinzusteuern.
Gilbert und Mars durchzuckte dabei ein und derselbe Gedanke: vor Allem und trotz Allem sich nach ihrem Schiffe durchzuschlagen. Wurde ihr kleines Fahrzeug jetzt entdeckt, so würden sie keinen Augenblick zögern, ans Land zu springen, sich zwischen den Bäumen hindurchzuschleichen und längs des Strandes bis zur Höhe der Barre zu entfliehen. Hier würden sie, nachdem es erst heller geworden, ob nun ihre Signale von dem nächstverankerten Kanonenboote bemerkt oder sie gezwungen wurden, dasselbe schwimmend zu erreichen, alles was in ihren Kräften stand versuchen, um auf ihren Posten zurückzukehren.
Fast gleichzeitig sollten sie sich aber leider überzeugen, daß ihnen auch jedes Entkommen auf dem Landwege abgeschnitten war.
Als nämlich das fremde Boot sich höchstens noch zwanzig Fuß weit von ihrem Verstecke befand, vernahmen sie ein Gespräch zwischen den darauf befindlichen Leuten und etwa einem halben Dutzend anderer, deren Schatten jetzt zwischen den Bäumen am Uferabhange auftauchten.
»Ist das Schwerste überstanden? rief Einer vom Lande aus.[189]
– Ja, antwortete eine Stimme vom Flusse her. Diese Landspitze bei fallender Fluth zu umschiffen, ist ein ebenso hartes Stück Arbeit, als ob man einer Stromschnelle entgegenruderte.
– Werdet Ihr, nachdem wir an der Landspitze abgesetzt wurden, hier still liegen bleiben?
– Natürlich, mitten im Wirbel, der uns allein schon festhält... so können wir das Ende der Sperrungslinie besser bewachen.
– Gut! Wir behalten inzwischen das Uferland im Auge, und wenn sie sich nicht geradezu im Sumpfe vergraben, denk' ich, sollen die Spitzbuben ihre Noth haben, uns zu entwischen....
– Wenn es nicht schon geschehen ist....
– Nein, das ist unmöglich. Offenbar müssen sie versuchen, vor Tagesanbruch ihr Schiff wieder zu erreichen. Da sie nun unsere absperrende Bootslinie nicht durchbrechen können, so werden sie sich längs des Ufers hinzuschleichen suchen, und da werden wir schon bei der Hand sein, sie aufzuhalten.«
Diese wenigen Worte genügten, um die Sachlage klar erkennen zu lassen. Die Abfahrt Gilberts und Mars' mußte – darüber konnte kein Zweifel mehr aufkommen – verrathen worden sein. Wenn sie während ihrer Fahrt flußaufwärts nach einem Landungsplatze in der Nähe von Camdleß-Bay den zur Abschneidung ihres Weges schon auf der Lauer liegenden Booten hatten entgehen können, so mußte es jetzt, wo der Fluß vollständig abgesperrt worden war und man ihre Rückkehr erwartete, sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich sein, den Ankerplatz der Kanonenboote zu erreichen.
Mit einem Worte, unter den gegenwärtigen Verhältnissen befand sich die Gig zwischen den Leuten auf dem nächsten Boote und denen ihrer Gefährten, welche an der Landzunge an's Land gegangen waren. Erschien nun eine Flucht auf dem Wasser unausführbar, so blieb diese nicht minder ausgeschlossen auf dem Wege über das schmale, mehr dammartige hohe Uferland, das sich zwischen dem Saint-John selbst und dem sumpfigen Hinterlande ausstreckte.
Gilbert wußte nun also, daß seine beabsichtigte Thalfahrt auf dem Saint-John bekannt geworden war. Vielleicht aber herrschte noch Unkenntniß darüber, daß sein Begleiter und er eben Camdleß-Bay besucht hatten und daß Einer von ihnen der Sohn James Burbank's und Officier in der föderalistischen Marine, der Andere ein Matrose von derselben war. Doch auch diese Voraussetzung sollte sich nicht bewahrheiten. Der junge Lieutenant konnte über die ihn bedrohende[190] Gefahr gar nicht mehr im Unklaren bleiben, als er die letzten, zwischen den feindlichen Mannschaften gewechselten Worte vernahm.
»Also die Augen auf! rief Einer vom Lande.
– Natürlich... stets! erscholl die Antwort darauf. Ein föderirter Officier ist allemal ein guter Fang, diesmal ist er aber ein doppelt werthvoller, da dieser Officier der leibliche Sohn eines jener verdammten Nordstaatler von Florida ist!
– Und der bringt uns etwas Ordentliches ein, da Texar den Preis zahlt!
– Es ist immerhin möglich, daß es uns diese Nacht nicht gelingt, sie abzufangen, wenn es ihnen rechtzeitig gelang, sich in irgend einem Winkel des Ufers zu verstecken. Morgen aber, bei Tageslicht, durchsuchen wir alle Löcher desselben so genau, daß uns auch keine Wasserratte entgehen könnte.
– Und vergessen dabei niemals den ausdrücklichen Befehl, Beide lebend in unsere Hände zu bringen.
– Nein... gewiß nicht! Es gilt ebenso als abgemacht, daß wir, im Fall dieselben auf dem Uferlande eingefangen werden, Euch nur anzurufen brauchen, um sie zu übernehmen und nach Jacksonville zu befördern?
– Wir bleiben jedenfalls, außer wenn wir selbst in die Lage kämen, sie verfolgen zu müssen, hier verankert liegen.
– Und wir auf unserem Posten längs des Ufers.
– Nun denn... gut Glück! Wahrhaftig, es wäre eigentlich besser gewesen, die Nacht in einer der Schänken von Jacksonville zu verjubeln....
– Ja, im Fall die beiden Spitzbuben uns entwischen, nicht aber, wenn wir sie morgen, an Händen und Füßen gefesselt, unserem Texar zuführen!«
Nach diesem Gedankenaustausch entfernte sich das Fahrzeug um zwei Bootslängen vom Ufer. Dann verrieth das Gerassel einer abrollenden Kette, daß dessen Anker in den Grund sank. Die Leute, welche sich am Saume des Landes aufhielten, sprachen zwar nicht mehr, wohl aber hörte man das Geräusch ihrer Schritte über die von den Bäumen gefallenen Blätter.
Auf der Seite des Flusses wie auf der des Landes war eine unbemerkte Flucht also ganz unmöglich.
Gilbert und Mars überlegten sich diese Umstände. Weder der Eine noch der Andere hatte eine Bewegung gemacht oder eine Silbe gesprochen, nichts konnte demnach die Anwesenheit der Gig unter dem grünen, jetzt zum Gefängniß gewordenen Blättergewölbe verrathen, doch war es eben unmöglich, aus demselben[191] zu entkommen. Wenn Gilbert auch annehmen konnte, unter dem Schutze des nächtlichen Dunkels nicht entdeckt zu werden, so konnte er doch den Blicken der Auflaurer nicht entgehen, wenn der Tag aufstieg.
Die Gefangennahme des jungen Lieutenants bedeutete aber nicht allein eine unmittelbare Bedrohung seines eigenen Lebens – denn in seiner Eigenschaft als Soldat hätte er das ja unbedenklich geopfert – sondern es wurde, wenn man seinen, im Castle-House abgestatteten Besuch festzustellen vermochte, jedenfalls auch sein Vater durch die Parteigänger Texar's auf's neue eingezogen und daraus für das Einverständniß
James Burbank's mit den Föderirten ein unwiderleglicher Beweis abgeleitet. Wenn der Beleg hierfür dem Spanier gemangelt hatte, als er zum ersten Male den Besitzer von Camdleß-Bay anklagte, so würde er ihn jetzt, wenn Gilbert in seiner Hand war, beibringen[192] können.
Was sollte dann seine arme unglückliche Mutter beginnen? Was sollte dann aus seiner Schwester Dy, und was aus Zermah werden, wenn der Vater, der Bruder, der Ehegatte nicht mehr da war, um die Nachforschungen nach ihnen fortzusetzen?[193]
In einem Augenblick schwirrten dem jungen Officier alle diese Gedanken durch den Kopf und übersah er die unausweichlichen Folgen.
In dem Falle nämlich, daß Beide gefangen wurden, blieb ihnen nur noch die eine schwache Aussicht, daß die Föderirten sich der Stadt Jacksonville bemächtigten, ehe Texar ihnen sonderlich schaden konnte. Vielleicht wurden sie dann noch zeitig genug befreit, bevor die Verurtheilung, der sie ja keinesfalls entgehen konnten, zur Vollstreckung gekommen war. Ja, hierauf, und allein hierauf, bauten sie ihre letzte Hoffnung. Doch wie vermochten sie das Eintreffen des Commandanten Stevens mit seinen Kanonenbooten hier, weiter oben im Flusse, zu beschleunigen? Wie konnte jener bei noch andauerndem zu niedrigen Wasserstande die Barre des Saint-John überschreiten? Wer sollte endlich die Flottille durch die vielen Krümmungen der Fahrstraße leiten, wenn Mars, dem die Hindurchlootsung derselben oblag, in die Hände der Südstaatler fiel?
Gilbert mußte also auch das Unmögliche wagen, um vor Tagesanbruch sein Schiff wieder zu erreichen, er mußte ohne jeden Verzug abfahren. War das ganz unausführbar? Konnte nicht Mars, wenn er die Gig mit raschem Stoße durch die Wirbel trieb, dieser wieder die Freiheit geben und, während die Mannschaft auf dem Boote doch mit Aufwindung ihres Ankers oder mit Einziehung der Leine einige Zeit verlieren mußte, genügend Vorsprung gewinnen, der jede Einholung ausschloß?
Nein, damit wäre Alles auf's Spiel gesetzt worden, das wußte der junge Lieutenant nur zu gut. Mars' einziges Ruder konnte nicht gegen die vier Riemen des Bootes aufkommen; das kleine Boot mußte, während es längs des Ufers hinglitt, bald eingeholt werden. Damit wären sie also dem gewissen Untergange entgegengelaufen.
Was war nun zu thun? Sollten sie noch warten? Es war schon halb fünf Uhr Morgens und mußte bald hell werden. Bereits schimmerte ein bleicher Schein über dem östlichen Horizonte.
Jedenfalls drängte es aber, einen Beschluß zu fassen, und Gilbert gelangte denn zu folgendem:
Nachdem er sich, um ganz leise sprechen zu können, zu Mars hingebeugt, sagte er:
»Wie können unmöglich noch lange warten. Wir sind Beide mit je einem Revolver und einem Seitengewehre bewaffnet. Im Boote befinden sich vier Mann, das sind zwei gegen einen. Uns kommt der Vortheil der Ueberraschung[194] zugute. Du wirst die Gig mit kräftigem Ruderschlag durch den Wasserwirbel treiben und sie auf jenes Boot hin lenken. Da es vor Anker liegt, kann es sich unserem Anprall nicht entziehen. Dann fallen wir über die Mannschaft her, machen sie unschädlich, ehe sie sich zur Abwehr sammeln kann, und wir gleiten darauf schnellstens stromabwärts. Bevor die Leute am Lande dazukommen, Alarm zu schlagen, gelingt es uns vielleicht, die Sperre zu durchbrechen und die Linie der Kanonenboote zu erreichen. Hast Du verstanden, Mars?«
Mars antwortete nur damit, daß er das Seitengewehr aus der Scheide zog und es offen, neben den Revolver, in den Gürtel steckte. Nachdem das geschehen, löste er lautlos die Leine des kleinen Fahrzeuges und ergriff das Ruder, um jenes mit aller Kraft fortzutreiben.
Im Augenblicke aber, wo er dieses Manöver beginnen wollte, gebot ihm Gilbert durch eine Handbewegung Einhalt.
Ein unerwarteter Umstand veranlaßte ihn, seinen Plan sofort zu ändern.
Mit dem ersten Tagesgrauen hatte sich nämlich ein dichter Nebel über das Wasser gelagert. Man hätte sagen können, es sei eine Schicht feuchter Watte, die sich auf dessen Oberfläche ausbreitete und sie mit ihrem hin- und herschwankenden Gewebe verhüllte. Diese draußen auf dem Meere aufgestiegenen Dunstmassen waren, durch eine leichte Brise getragen, den Saint-John hinausgetrieben worden. Vor Ablauf einer Viertelstunde mußte sowohl Jacksonville am linken Ufer, wie das Baumdickicht am Wasser längs des rechten Ufers, kurz, Alles unter den sich übereinander thürmenden, leicht gelblichen Dunstmassen verschwunden sein, deren eigenartiger Geruch schon das Flußthal erfüllte.
Hiermit schien sich dem jungen Lieutenant und seinem Begleiter ein neuer Rettungsweg zu eröffnen. Statt sich in einen ungleichen Kampf einzulassen, in dem sie ja auch Beide unterliegen konnten, bot sich ihnen jetzt der Versuch, durch diesen dichten Nebel hinzugleiten. Gilbert meinte wenigstens, das wäre das Beste, was sie thun könnten, und deshalb hielt er Mars zurück, als dieser sich eben anschickte, sie kräftig vom Uferlande abzustoßen. Jetzt galt es vielmehr, vorsichtig, möglichst lautlos an demselben hinzugleiten und jedenfalls das feindliche Boot zu vermeiden, dessen nur verschwommen erkennbare Umrisse in kürzester Zeit ganz verschwinden mußten.
Da riefen einander wieder mehrere Stimmen durch die Finsterniß an und vom Flusse aus antwortete man nach der Landseite hin.
»Achtung auf den Nebel![195]
– Ja, wir werden den Anker lichten und uns dichter ans Ufer legen.
– Gut, aber bleibt auch in Verbindung mit den anderen Booten auf dem Flusse. Wenn er bei Euch vorüber käme, so benachrichtigt die andern, daß sie, bis sich der Nebel hebt, in allen Richtungen kreuzen.
– Ja... ja!... Fürchtet nur nichts, und paßt Ihr ordentlich auf, im Falle die Schurken auf dem Landwege zu entkommen suchten.«
Allem Anscheine nach wurde jene empfohlene Vorsichtsmaßregel sofort ins Werk gesetzt. Eine gewisse Anzahl Boote übernahm es, von einem Ufer des Flusses zum andern zu kreuzen. Gilbert bemerkte es; er zögerte doch keinen Augenblick. Die von Mars ganz lautlos angetriebene Gig verließ das Blättergewölbe und glitt langsam durch den Wirbel hin.
Der Nebel wurde allmählich noch dichter, obschon bereits ein fahler Tagesschimmer denselben durchdrang, so wie der Lichtschein, der durch die Hornscheibe einer Laterne fällt. Man sah, selbst auf die Entfernung nur weniger Schritte, fast gar nichts mehr. Wenn das kleine Boot unglücklicherweise nicht gegen eines der im Wasser verankerten Fahrzeuge stieß, so hatte es die beste Aussicht, ungesehen davon zu kommen. Das wurde noch wahrscheinlicher, da die feindliche Mannschaft eben im Begriffe war, die Ankerkette empor zu ziehen und das dabei entstehende Geräusch ein wenig den Platz bezeichnete, von dem es sich fern zu halten hatte.
Die Gig schlüpfte also vorüber und Mars konnte seine Pagaie schon etwas kräftiger handhaben.
Die Schwierigkeit lag jetzt nur darin, die geeignete Richtung einzuhalten, ohne sich in die eigentliche Fahrstraße inmitten des Flusses zu verirren, im Gegentheil mußten sich die Flüchtlinge immer in geringer Entfernung vom rechten Ufer halten. Nichts konnte dabei Mars durch den dichten Nebel leiten, außer dem schwachen Murmeln des Wassers, das sich da und dort an hervorstehenden Wurzeln am Rande brach. Schon bemerkte man ein Zunehmen der Tageshelle; ja, über der Dunstmasse wurde es sichtlich klarer, wenn der Nebel auch noch ebenso undurchdringlich über die Oberfläche des Saint-John hinwallte.
Eine halbe Stunde lang irrte, so zu sagen, die Gig auf gut Glück umher. Manchmal erhob sich da und dort eine unklare Silhouette. Man hätte sie für das Bild eines durch die Strahlenbrechung ins Ungeheuerliche vergrößerten Bootes halten können – eine Erscheinung, die man gleichmäßig im Nebel auf[196] dem Meere ganz gewöhnlich beobachtet. In der That zeigt sich den Augen dabei jeder Gegenstand in wahrhaft phantastischer Plötzlichkeit, wenn dieses Wort gestattet ist, und macht den Eindruck, als wäre er von ganz riesigen Größenverhältnissen. Auch hier kam dasselbe häufig genug vor. Zum Glück entpuppte sich, was Gilbert schon für ein Boot hielt, zuletzt als ein Pfahlgestell, vielleicht mit einem quer darüber liegenden Stamme, als ein über das Wasser emporragender Stein oder als ein einzelner im Grunde feststehender kahler Pfahl, dessen Spitze sich schon in der Nebeldecke verlor.
Auch verschiedene Vögel von scheinbar übermäßiger Flügelspannweite rauschten über sie hin, und wenn diese manchmal kaum sichtbar waren, so verriethen sie sich doch durch ihr scharfes Geschrei, das weithin die Luft durchzitterte. Andere wieder flatterten erst von der Wasserfläche in die Höhe, wenn die sich nähernde Gig sie in die Flucht jagte, aber es wäre unmöglich gewesen zu erkennen, ob sie einen Ruhepunkt auf dem nur wenige Schritte entfernten Uferlande suchten, oder ob sie wieder auf das Gewässer des Saint-John niedertauchten
Da die Fluth jedoch immer im Fallen war, war sich Gilbert gewiß, daß die vom Ebbestrome hinabgeführte Gig sich jedenfalls dem Ankerplatze des Commandanten Stevens näherte. Da die Strömung andrerseits aber eine minder heftige geworden war, konnte den jungen Lieutenant nichts darüber aufklären, ob er die abgesperrte Linie schon hinter sich habe; im Gegentheil mußte er befürchten, jetzt auf der Höhe derselben zu sein' und unerwartet einem feindlichen Boote in die Hände zu gerathen.
Jede Möglichkeit einer ernstlichen Gefahr war demnach noch keineswegs verschwunden; ja, es zeigte sich vielmehr sehr bald, daß die Gig sich in bedrohterer Lage befand, als je vorher. Mars hielt auch in kurzen Zwischenräumen immer einmal an, wobei er seine Pagaie über dem Wasser schweben ließ. Unaufhörlich ließen sich nämlich in ziemlich beschränktem Umkreise die tactmäßigen Schläge von Rudern vernehmen und ebenso antworteten Aufrufe aus einem Boote denen aus einem andern. Plötzlich traten die Formen einiger solcher, wenn auch nur mit schwach angedeuteten Umrissen, durch den Nebel hervor. Das waren in Bewegung befindliche Boote, denen es zu entgehen galt. Auch zerrissen jetzt da und dort gelegentlich die Dunstmassen, als dränge ein Strich schärferen Windes in dieselben ein.
Es war nun ein wenig über fünf Uhr; Gilberts Berechnung nach befanden sie sich noch zwei Meilen vom Ankerplatze; in der That hatte er auch[197] die Barre des Flusses noch nicht überschritten. Diese Barre hätte sich durch das schärfere Geräusch der gurgelnden Wellen und durch lange, sich hinziehende Streifen im Wasser kenntlich gemacht, worüber erfahrene Seeleute sich niemals täuschen können. Hätte er die Barre schon hinter sich gehabt, so würde Gilbert auch geglaubt haben, sich verhältnißmäßig in Sicherheit zu befinden, denn es war nicht anzunehmen, daß die feindlichen kleinen Fahrzeuge sich in dieser Entfernung von Jacksonville in das Feuerbereich der Kanonenboote wagen würden.
Sich bis fast zur Wasserfläche niederbeugend, lauschten also Beide in höchster Spannung, konnten aber trotz ihres geübten Ohres nichts wahrnehmen. Sie mußten sich augenscheinlich entweder zu weit nach rechts oder nach links auf dem Flusse verirrt haben, und deshalb erschien es am rathsamsten, eine schräge Richtung einzuschlagen, um nach einem der beiden Ufer zu gelangen und dort, wenn es nöthig würde, zu warten, bis der Nebel sich verzog, um dann die geeignete Richtung steuern zu können.
Offenbar war das der beste Entschluß, da der Nebel schon mehr in die Höhe zu steigen begann. Die darüber ihre Wirkung geltend machende Sonne hob ihn durch allmähliche Erwärmung empor. Allem Anscheine nach mußte die Oberfläche des Saint-John eher in weiter Ausdehnung klar zu überschauen sein, ehe der Himmel selbst sichtbar wurde. Erst später würde dann der Dunstvorhang plötzlich zerreißen und der Horizont ringsum deutlich vor Augen treten. Vielleicht konnte Gilbert dann die eine Meile unterhalb der Barre und mit dem Vordersteven gegen den Ebbestrom liegenden Kanonenboote erkennen und würde es ihm möglich, dieselben in rascher Fahrt zu erreichen.
In diesem Augenblicke ließ sich das Geräusch an einander klatschenden Wassers vernehmen. Fast gleichzeitig begann die Gig sich um sich selbst zu drehen, als ob sie von einem mächtigen Strudel erfaßt wäre. Eine Täuschung war nicht möglich.
»Die Barre! rief Gilbert.
– Ja, die Barre, bestätigte Mars, und wenn wir erst über diese hinweg sind, kommen wir auch bis zum Ankerplatze.«
Mars hatte wieder seine Pagaie ergriffen und suchte sich in der gewünschten Richtung zu erhalten.
Plötzlich hemmte Gilbert die Bewegungen des Matrosen. Beim Zurückweichen des Nebels hatte er ein schnell daherruderndes und in der nämlichen Richtung steuerndes Boot erkannt, vermochte aber anfänglich nicht zu sagen,[198] ob die Insassen desselben ihre Gig wahrgenommen und ob sie die Absicht hatten, ihnen die Durchfahrt zu verlegen.
»Rasch nach Backbord wenden!« rief der junge Lieutenant.
Mars folgte dem Befehle und mit wenigen Ruderschlägen schoß die Gig in dem angedeuteten Sinne hin.
Von dieser Seite wurden jedoch mehrere Stimmen laut, welche sich gegenseitig anriefen. Gewiß kreuzten auf diesem Theile des Flusses einige Boote in berechneter Zusammenwirkung.
Da – mit einem Schlage – als ob ein riesenhafter Besen die Umgebung rein fegte, rieselten die Dünste in pulverfeinen Tröpfchen auf den Saint-John nieder.
Gilbert konnte einen Schreckensschrei nicht zurückhalten.
Die Gig schwankte in der Mitte eines ganzen Dutzends feindlicher Boote, beauftragt mit der Ueberwachung dieses Theils des Fahrwassers, in dem die Barre die in Krümmungen verlaufende Durchfahrt schieflinig durchschnitt.
»Da sind sie!... Da sind sie!«
So tönte es von allen Seiten und rief die Besatzung der Boote sich von einem zum andern zu.
»Ja, da sind wir! antwortete stolz der junge Lieutenant. Nun, Mars, Revolver und Seitengewehr in die Hand und wehren wir uns unserer Haut!«
Das war aber eine Vertheidigung – zwei Mann gegen dreißig!
Im nächsten Augenblicke lagen schon drei oder vier Boote dicht neben der Gig – einige Schüsse krachten – es waren nur die Revolver Gilberts und Mars', welche den Mund aufgethan hatten, da die beiden Flüchtlinge ja lebend eingebracht werden sollten. Drei bis vier von der feindlichen Mannschaft wurden getödtet oder verwundet, doch mußten Gilbert und sein Begleiter in diesem gar zu ungleichen Kampfe natürlich unterliegen.
Der junge Lieutenant wurde trotz heftigster Gegenwehr zuletzt geknebelt und in eines der Boote geschafft.
»Fliehe... Mars!... Fliehe!...« rief er als letztes Wort.
Mit einem furchtbaren Seitengewehrhiebe befreite sich Mars von den ihn haltenden Feinden, und bevor man ihn wieder ergreifen konnte, hatte der unerschrockene Gatte Zermah's sich in den Fluß gestürzt. Vergeblich blieben die Versuche, ihn wieder zu erlangen. Er verschwand inmitten des Wasserwirbels der Barre, deren an sich rauschende Wellen sich bei stark fallender Fluth in reißende Stromschnellen verwandeln.[199]
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