|
[190] Heute kommt ein Brief. Ich erbrech' ihn. Er ist von meinem Fürsten. Er ruft mich zurück. Ich soll die Büste seiner Gemahlin ausarbeiten. Ich soll ... O, ich muß, muß fort!
Am Anfang konnt' ich's nicht überdenken. Es war wie ein betäubender Schlag, wo die Besinnung schwindet und die Seele sich bewußtlos in ein dumpfes Starren verliert.
Dann wacht' ich auf, stürzte zu Atalanta, fiel ihr weinend um den Hals.
Sie erschrak. Ich gab ihr den Brief. Ihr großes Auge füllte sich mit Tränen. Schmerzlichliebend sah sie mich an, ergriff meine Hand, stammelte: Phaethon!
Ich sah's, wie sie sich halten, wie sie mir ihren Schmerz verbergen wollte. Durch ihr Auge sprach's in zärtlichen wunderbaren Schauern. O, die Meine, die Gute!
Bruder! Sie sank mir mit lautem Weinen an mein Herz.
Wir konnten nichts sprechen. Ein dunkel gewobener Schleier dehnte sich um unser klares Bewußtsein.[191]
Katon und Cäcilie traten herein. Sie lasen den Brief. Cäcilie drückte Atalanten an die Brust, tröstete sie; aber das Mädchen weint' immer heftiger.
Katon sah mich traurig an, drückte dann meine Hand und sagte: Lieber Freund, wir haben uns lieb. Du wirst wiederkehren. Sie bleibt ja die Deine.
Ausgewählte Ausgaben von
Phaeton
|