Psal. 126. In conuertendo

[675] Ein Trostpsalm, Ob gleich Gottes volck auff erden leiden vnnd jamer habe, sol es doch endtlich getröstet werden.


1.

Herr Gott, wann du dem volck Zion

durch Vätterliche güten

Erretten wirst auß Babilon

von der Tyrannen wüten,

So werden wir vor freud erschreckt,

als die vom schlaff vnn traum erweckt

für grosser wunn auffspringen.


2.

Dann wölln wir vnsern mund auff thun,

von hertzen frölich lachen,

Wann solchs die Heyden sehen nun,

daß du thust wunder machen,

Sprechens ›Das hat jr Gott gethan,

auff den sie sich verlassen han,

drumb muß jn alls gelingen.‹


3.

Vor zeiten hat groß wunder gschafft

dein handt im roten Meere,

Welchs du zertheyltst durch Göttlich krafft,

dadurch gefürt dein heere:

Also hilff vns auß diser not,

die vns jetz gar vmbgeben hat,

vnd könnens doch nicht meiden.
[675]

4.

Mit weynen, leydt vnd traurigkeyt

tragen wir edlen samen,

Hoffen auff dein barmhertzigkeyt

vnd preisen deinen Namen,

Vnd han den trost: wer traurig steht,

des sam im glauben schon auffgeht

vnd wirt mit freuden schneiden.


5.

Das gib, Gott Vatter, durch dein gnad

die du vns leßst verkünden

Durch Christ, der vns erlöset hat

vom teuffel, todt vnd sünden,

Hinüber gsetzet in sein Reich,

daß wir nach deinr zusag zugleich

ewig leben in freuden.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 675-676.
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