Galathea

[395] Oh, wie brenn ich vor Verlangen,

Galathea, schönes Kind,

Dir zu küssen deine Wangen,

Weil sie so verlockend sind.


Daß ich auch die Gnade fände,

Galathea, schönes Kind,

Dir zu küssen deine Hände,

Weil sie so verlockend sind.


Und was tät ich nicht du süße

Galathea, schönes Kind,

Dir zu küssen deine Füße,

Weil sie so verlockend sind.


Und mich treibt der Pulse Stocken,

Galathea, schönes Kind,

Dir zu küssen deine Locken,

Weil sie so verlockend sind.


Aber deinen Mund enthülle,

Mädchen, meinen Küssen nie,

Denn in seiner Reize Fülle

Küßt ihn nur die Phantasie.[395]

Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 395-396.
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