Am Scheidewege

[513] Der schwere Fluch, der auf dem Haupt mir lastet,

Drückt mich darnieder in den Straßenkot;

O Gott, o Welt, erbarmt euch meiner Not;

Ihr wißt, weswegen ich ihn angetastet.


Ihr wißt, ihr selber jagtet mich hinein,

Mit tausend Peitschenhieben ins Verderben;

Nehmt mich zur Sühne denn und laßt mich sterben,

Nur laßt mich nicht so schimpflich elend sein.


Ich war nicht schlecht; nun mag ich's freilich werden,

Gab ich mein Bestes doch zum Opfer hin.

Nehmt mich hinweg, solang ich Mensch noch bin!

Ein Tier, ein Teufel werd ich sonst auf Erden.[513]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 513-514.
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