Der bescheidne Schäfer

[10] Mein Schäfer, ach! der ist bescheiden!

Er liebt mich, zärtlich liebt er mich!

Der Innbegriff von seinen Freuden,

Sagt er mir öfters, sey nur ich:

Doch bleibt er allezeit bescheiden.


Jüngst ließ die Mutter uns alleine;

Was denkst du, ist alsdenn geschehn?

Da stand er starr, gleich einem Steine,

Guckt in den Hut, und wolte gehn,

Und ach! wir waren ganz alleine!

Quelle:
Christian Felix Weiße: Scherzhafte Lieder, Leipzig 1758, S. 10-11.
Lizenz:
Kategorien: