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[20] Faust, Mephistopheles.
MEPHISTOPHELES. Faust, du kömmst eben recht. Sprich, welch einen Buben hast du hier in deinem Dienste?
FAUST. Er ist mein Freund, Ich liebe ihn sehr.
MEPHISTOPHELES. Welche unzeitige Zärtlichkeit! Daher kommen deine Zweifel. Du leihest dein Ohr jedem Thoren, der dich betäuben will. Ich habe ältere Rechte auf deine Freundschaft. Berbann diesen jungen Laffen aus deinen Augen, ich wills.
FAUST. Knecht, du gebeutst mir! Noch bin ich dein Herr, zittre!
MEPHISTOPHELES. Ohnmächtiger, du draust mir? Was hält mich, daß ich dich nicht diesen Augenblick zerschmettere!
FAUST. Du bist entlarvet, Betrüger! Zu früh hab ich dir den Schleyer weggerissen. Noch ist der Tag nicht zu Ende. Der Himmel beut mir Gnade an, und ich ergreife sie mit beiden Händen. Wisse, verruchter Geist, ich habe deine Macht nur dazu verwandt Wohlthaten auszuüben.[20]
MEPHISTOPHELES. Wohlthaten, du Wohlthaten? Wisse Thörichter, daß du lauter unglückliche gemacht host.
FAUST. So hab ich denn keinen glücklich gemacht?
MEPHISTOPHELES. Nur einen, nämlich deinen Feind, dem du aus Haß, Glück, Ehre, Vermögen und alles geraubt hast.
FAUST. Ich will ihn sprechen, und auch andere. Ich befehl es!
MEPHISTOPHELES. Das Vergnügen sollst du haben. Geht ab.
FAUST. So hab ich denn keinen glücklich gemacht? – Welch ein Ungeheuer bin ich! Ich zittre vor mir selbst – Welch eine schauernde Aussicht! – Nichs als Laster – Ich bebe – Die Hölle gähnt schon nach mir – Es ist keine Rettung. Ithuriel mein Freund, auch du hast mich getäuscht. Du versprichst mir Gnade; aber Ach, süsse Hoffnung, die mich in Schlummer eingewiegt hat. Meine Seele fühlt keine Ruhe mehr.
Ausgewählte Ausgaben von
Johann Faust
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