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[23] Silbergeitz, Vorige.
MEPHISTOPHELES. Sieh hier kömmt Silbergeitz. Er war ein verdorbener Kaufmann. Durch deine Wohlthaten besitzt er itzt Millionen. Prüf in einmal, wozu er sein Geld anwendet. Ich gebe dir hiemit die Gestalt seines vertrauten Dieners Ich aber werde von ihm Geld ausborgen.
Silbergeitz kömmt schüchtern mit einem Geldsacke, den er verbirgt. Er sieht sich beständig um, und verschliest sorgfältig seine Taschen.
SILBERGEITZ. O die bösen Menschen, man kann nicht genug auf der Hut seyn. Zu Faust. Sieh da, mein lieber Johann! eben recht, daß ich dich finde. Ich habe die Zinsen von einmal hunderttausend Gulden gezogen. Das ist ein Glück bey[23] diesen schweren Zeiten. Mann kann kaum mehr leben. Gieb nur sorgfältig auf mein Hausgesinde acht, daß die Diener und Mädge nicht zu viel essen. Ihre Mädgen sind unersättlich. Vier Brod die Woche scheinen mir genug. Meinem Weib und Kindern hab ichs schon angesagt, daß wir die Woche künftig drey strenge Fasttage halten. Hahaha, ich hab ihn weiß gemacht, es sey ein Gelübde; aber es geschieht nur aus Ersparniß. Ich höre daß das Fleisch auf dem Lande wohlfeiler ist, man muß es künftig nicht mehr in der Stadt nehmen.
MEPHISTOPHELES. Mein Herr, ich habe sie zu sprechen.
SILBERGEITZ. Was wollen sie – Gehn sie mir nur nicht so nahe – Johann hab Acht auf ihn. Er mag ein ehrlicher Mann seyn; aber man sieht nicht jedem in das Herz. Was man für Mühe hat, sem bischen Geld vor den Dieben zu bewahren! Tag und Nacht muß ich wachen. Ich prüfe alle Schlößer tausendmal. O die bösen Menschen machen mir viel unruhige Nächte! – Also was wollen sie?
MEPHISTOPHELES. Leihen sie mir auf meine Handschrift, oder auf ein Pfand, zehen Thaler.
SILBERGEITZ. Zehen Thaler! gütiger Himmel, zehen Thaler! Wissen sie, daß ich über fünf tausend Gulden bey solchen Betrügern verloren habe? Gott weis es, ob ich einen Höller jemals wieder bekomme. Da kömmt jeder Taugenichts, verspricht mit hundert Eiden, Kapital, und Interesse[24] nebst noch einem christlichen Geschenk zu bezahlen; aber leere Worte! Ich gebe nichts mehr. – Und gesetzt, wieviel geben sie mir für diese zehen baare Thaler?
MEPHISTOPHELES. Ich zahle ihnen künftige Woche fünfzehn.
SILBERGEITZ. Gehn sie mit ihrer Kleinigkeit. Ich kann mein Geld nicht so wagen. Ich bin ein armer Mann. Die Zeiten sind schwer.
MEPHISTOPHELES. Ich gebe zwanzig.
SILBERGEITZ zu Faust. Mein lieber Johann, hier will ich einen Meisterstreich machen. Ich habe ungewichtiges Gold, das kann ich hier wohl anbringen. Dabey gewinn ich nebst zehen Thaler Interesse noch drey Thaler an Agio.
FAUST. Unglückseeliger, geh, verlaß mich! Eil fort aus meinen Augen. Ich hätte Lust, dich nachbrücklich zu strafen; aber du bist schon gestraft genug.
SILBERGEITZ. Ich gehe. Man könnte mich betrügen. Geschwind, ist etwa unterdessen ein Dieb eingebrochen. O weh! Geht ab.
FAUST. Welch ein Ungeheuer!
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Johann Faust
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