|
[41] Mephistopheles, Wagner, und ein Haufe schöner Mädchen, zu ihnen Faust.
WAGNER. Meine Schönen belieben sie nur herein zu spatzieren. Artige Gesichter! – Nach der Wahl! – Monsieur Mephistopheles darf ich mir nicht eines unter diesen allerliebsten Kindern auswählen?
MEPHISTOPHELES. Schweig itzt, Ich habe wichtigere Dinge.
WAGNER. Eure Gnaden verzeihn, daß ich hochdieselben in ihren – Gedanken gestört habe. – Mein Herr wird Augen machen, wenn er so hübsche Gesichter sehen wird. Er versteht das Werk so[41] gut als ein alter Hofmann: Zum Henker, ich fühle selbsten, wenn ich kein Kammerdiener wäte – Aber still, da kömmt der Sultan.
MEPHISTOPHELES. Freund, sieh auf! – Blicke um dich, ich habe diese Mädchen der Freude zu deiner Tafel geladen. Du siehst, wie ich beschäftig bin dich zu vergnügen. Wähl unter ihnen, welche gefällt?
FAUST. Keine!
WAGNER. Das versteh ich nicht, mit gefallen sie alle. Herr Mephistopheles ich empfehle mich in ihre Gnad. Wenn das Willdpret ausgetheilt wird, so bekomme ich mein Theilchen. Schicken sie mir die Kinder in das Vorzimmer. Man müste ein Herz von Kieselstein haben –
MEPHISTOPHELES. Warum bist du immer so traurig? Ergieb dich der Freude.
FAUST. Ach mein Herz öfnet sich nicht mehr dem Vergnügen. Ich war erst im Garten. Ich warf mich ermüdet auf den Rasen nieder. Umsonst legte die manigsaltige Natur ihren Reiz vor mir aus, meine Augen sahen tief zur Erde; umsonst sangen mir die Vögel ihre harmonischen Lieder zu, mein Ohr hörtez aber die Lieblichkeit dringt nicht mehr in meine Seele. Ich bin wie ein Blinder, der durch den Vatikan geführt wird, er weis nicht daß rings um ihn die Meisterstücke der Künstler sind.
MEPHISTOPHELES. Weg diese Träume! Sieh deine Helena kömmt, und beut dir die Arme entgegen.[42]
Ausgewählte Ausgaben von
Johann Faust
|